Eröffnungstag der Berlinale 2014: Grand Budapest Hotel
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Der gestrige Eröffnungstag der Berlinale war dieses Jahr der Tag des Wes Anderson: Bei der ersten Pressevorführung gab es großen Andrang, der Saal bei der Pressekonferenz war bis zum letzten Platz besetzt. Alle wollten das Starensemble von „Grand Budapest Hotel“ sehen: Wes Anderson, Ralph Fiennes, Saiorse Ronan, Bill Murray, Tilda Swinton, Edward Norton, Jeff Goldblum und Willem Dafoe etwa standen im Hyatt Rede und Antwort. Und erwartungsgemäß wurde die PK dank Bill Murray sehr lustig. Der antwortete nämlich auch, wenn er gar nicht gefragt wurde, nämlich, als ein Journalist von Wes Anderson wissen wollte, wie er es wieder mal geschafft hätte, ein so hochkarätiges Ensemble für seinen Film zu gewinnen. „Überstunden und wenig Geld“, so die Antwort von Bill Murray.
Noch besser konterte Tilda Swinton auf die Frage, ob sie sich wegen ihrer Rolle der greisen Madame D. jetzt auf’s Altern freue, was Swinton mit ernster Miene quittierte: „Wenn ich nicht das ganze Makeup trage, sehe ich sehr alt aus.“
Der Film selbst, der dann am Donnerstagabend die Berlinale feierlich eröffnete, trägt natürlich die markante Anderson-Handschrift und ist wie alle Filme des Texaners eine fabelhafte Ausstattungs- und Kostümspinnerei mit enormem Retro-Charme. Aber klar wird auch, warum Anderson so ein fantastischer Regisseur ist: Er ist ein Meister des Timings, bei ihm stimmt einfach jeder Satz und jede Szene. Die Details sind bei ihm nie nur oberflächlicher Bohei, sondern werden von pointiert-intelligenten Dialogen und einem hervorragenden Plot, der traurigen Lebensgeschichte des Concierge des Grand Budapest Hotel, M. Gustave H. (Ralph Fiennes) und seines Lobbyboys Zero Moustafa (großartig als gealterter gütiger Mann: F. Murray Abraham, bei dem man gar nicht mehr glauben kann, dass er als fieser Dar Adal neulich zu Brodys Hinrichtung in „Homeland“ beigetragen hat, das nur nebenbei), getragen.
Tilda Swinton und Dieter Kosslick © 2014 Twentieth Century Fox
Dass Anderson sich von dem österreichischen Schriftsteller Stefan Zweig inspirieren ließ, hat sich allemal gelohnt. Er übertrifft damit seine Leistung von „Moonrise Kingdom“ bei weitem. Dass Anderson vor der Vorführung im Friedrichstadtpalast selbst mit Bill Murray, der wohl gerade eine Wette laufen haben muss, die ulkigsten Kopfbedeckungen der Berlinale zu tragen, auf die Bühne stolperte und mit Fliege und Samtanzug aussah, als wäre er seinen eigenen Filmen entsprungen, macht ihn noch sympathischer.