Von Annette Walter

Die Berlinale könnte man ja dieses Jahr eigentlich in James-Franco-Festspiele umbenennen. Der Mann ist omnipräsent und mit gleich mehreren, sehr unterschiedlichen Filmen am Start: Neben den Blockbustern – Wenders‘ „Every Thing will be fine“ und Herzogs „Queen of the desert“ – hat er aber noch einen interessanten Indie-Film zu bieten: „I am Michael“ über den amerikanischen LGBT-Aktivisten Michael Glatze.

Da war er noch gay: James Franco mit Zachary Quinto in „I am Michael“ © Cara Howe

Glatze, den es wirklich gibt, entwickelt sich vom Aktivisten und Journalisten der LGBT-Szene zum religiösen Hetero. Heute lebt er verheiratet in Wyoming, über seine Geschichte wurde in vielen US-Medien wie der New York Times berichtet. Dieser Bericht brachte Regisseur Justin Kelly überhaupt auf die Idee, die Geschichte zu verfilmen.

Franco macht seine Sache recht gut. Privat wurde er selbst immer wieder mit der Frage, ob er straight oder gay sei, konfrontiert, da er in einigen seiner Filme homosexuelle Männer gespielt hat. Obwohl Francos Darstellung  dieses Mal durchaus nuanciert daherkommt, geht die fixe Wandlung vom Queer-Theory-Experten zum Bibelfanatiker im Film arg hurtig über die Bühne und ist nicht wirklich nachvollziehbar. Eben noch stößt er eine halbnackte Frau kurz vor dem Sex noch von sich, dann verspricht er der braven Rebekah (Emma Roberts, lustigerweise wieder die Kombi wie kürzlich in Gia Coopolas hübschem „Palo Alto“) schon die Ehe.

Na gut, es ist Kellys erster Langfilm, da verzeiht man ihm vielleicht die ein oder andere Schwäche. Zumindest kann die Diskussion, die „I am Michael“ über Homophobie in den USA und Empowerment-Strategien in Gang bringen könnte, nicht verkehrt sein.