MISSY rezensiert: Marina and the Diamonds
Von
Von Simone Bauer
Es dauert ganze zwei Minuten, bevor Stimme und Klavier komplimentiert werden mit anderen Instrumenten. „Happy“, der Opener von „Froot“, ist wie ein Reinwaschen von „Electra Heart“, vom exzessiven Arbeiten, vom exzessiven Fühlen. „I found what I was looking for in myself“.
Marina Diamandis hat für ihr drittes Album die gebleichte Perücke und die 50er-Jahre-Garderobe wieder beim Kostümverleih abgegeben und sieht sich selbst im neuen Licht. Die persönliche und künstlerische Entwicklung gab ihr auch die Kraft, ihre Armada an Produzenten abzuschütteln und ausschließlich David Kosten (Bat For Lashes, Natalie Imbruglia) sowie den Drummer von The Cure, Jason Cooper, zu vertrauen. Und ja, vom manischen Lieben, davon hört man außerhalb ihres Hollywood-Konzeptalbums von 2012 natürlich nichts mehr. Um komplizierte Beziehungen geht es jedoch trotzdem, zum Beispiel in „Blue“. Das Titelstück „Froot“ besticht mit neuem 70er-Jahre-Groove abseits der gewohnten, sanften Synthies. Das Cover verkörpert die Diskoära ebenso. Und doch: Den Schwermut der damaligen Marilynfigur spürt man zum Ende des anfänglich gut gelaunten Bubblegumsongs dennoch. Spätestens bei „Can’t Pin Me Down“ ist leider klar: Musikalisch fehlen die atemberaubenden Höhepunkte des perfekt inszenierten Vorgängers und des erfrischenden Erstlings. Da rauschen einige Songs vorbei – bis auf „Solitaire“ und „Immortal“, die so unglaublich bedrücken, dass sie im Gedächtnis bleiben. Ganz ohne Perücke.