Von Anna Seidel

„Ich will süß aussehen, aber auch ernst genommen werden.“ Diesen Satz äußerte eine Freundin von mir vor zehn Jahren, und er ist in meinem FreundInnenkreis zur mythischen Phrase geworden. Noch immer sorgt er verlässlich für einen Lacher, dabei steckt ganz schön viel Brisanz drin. „Das Perfekte-Mädchen-Spiel kann man nicht gewinnen“, schreibt Laurie Penny in ihrem neuen Buch „Unsagbare Dinge. Sex, Lügen und Revolution“ (Edition Nautilus, 288 S., 16,90 Euro).

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© Jon Cartwright

Süß aussehen, dünn sein, begehrt werden – Wünsche, die in der neoliberalen Gesellschaft zu Lebenszielen hochstilisiert werden und die gleichzeitig die Geschlechterhierarchie festschreiben. Für die feministische Revolution taugen diese Wünsche dementsprechend wenig, genauso wenig wie feministische Make-up-Tutorials und Rezepte für Vagina-Cupcakes.

Nach den niedrigschwelligen Bändchen anderer Autorinnen im letzten Jahr, die Feminismus für AnfängerInnen und Fortgeschrittene spannend machen wollen, veröffentlicht die britische Journalistin hingegen eine politische Kampfschrift.

Das gelingt Penny, ohne dabei in allzu theoretisches Geschwurbel abzudriften. Stattdessen geht sie mit mitreißend agitatorischer Verve vor. Ihre Überlegungen knüpft sie an persönliche Erlebnisse (online, in der Psychiatrie, in besetzten Häusern, in Occupy-Camps) und verschreibt sich damit wieder einmal der Losung „das Private ist politisch“.

Nachdem Penny in „Fleischmarkt“ vor allem Frauen im Blick hatte, bedenkt sie neben den perfekten Mädchen auch die oft ausgeschlossenen Queers und People of Color sowie die in der Wirtschaftskrise abgehängten Jungs. Es ist an der Zeit, die Geschichten all jener jenseits des Malestream zu erzählen. Und ob sie nun Lippenstift tragen oder nicht, Penny nimmt sie ernst: „Dieses Buch ist für die Unsäglichen, die Unnatürlichen, die, die andere verschrecken (…) und die nicht auf Knopfdruck lächeln.“

Laurie Penny ist vom 8. bis 19. Juni auf Lesetour in der Deutschland und der Schweiz:
Hamburg – 8. Juni 2015
Uebel & Gefährlich, 20 Uhr
Laurie Penny im Gespräch mit ZEIT-Redakteurin Marie Schmidt
Tickets: online

Köln – 11. Juni 2015
King Georg, 20 Uhr
Laurie Penny im Gespräch mit Rehzi Malzahn
Tickets: Abendkasse

Frankfurt am Main – 12. Juni 2015
Deutsche Nationalbibliothek, 20 Uhr
Laurie Penny im Gespräch mit ZEIT-Redakteurin Marie Schmidt
Tickets: online

Leipzig – 15. Juni 2015
UT Connewitz, 20 Uhr
Laurie Penny im Gespräch mit Christine Koschmieder
Tickets: Abendkasse, Culton Tickets

Berlin – 17. Juni 2015
SO36, 20 Uhr
Laurie Penny im Gespräch mit Missy-Herausgeberin Stefanie Lohaus
Tickets: Abendkasse

Zürich – 18. Juni 2015
Literaturhaus Zürich, 19.30 Uhr
Laurie Penny im Gespräch mit WOZ-Redakteurin Noemi Landolt
Tickets: Abendkasse