Von Ella Carina Werner

Wer ein echter Mann sein will, muss seine Männlichkeit definieren. Hilfe verspricht das neue Outdoor-Magazin von Gruner & Jahr mit dem Namen „Walden“. Untertitel: „Die Natur will dich zurück.“ Die Natur will aber nicht alle zurück. „Für Männer! Für draußen!“, heißt es darin, und „Alle Mann los!“, um als „einsame Wölfe“ oder „Rumtreiber“ frisch drauflos zu strolchen.

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Wie wär’s mit einem Themendossier „Menstruieren in der Wildnis“? © Édith Carron

Hier ist er noch zu finden, der echte Mann: „Kaum treten Männer ans Ufer, gehen sie gleich in die Hocke und wühlen im Ufergestein. Wenig später sieht man sie lässig aus der Hüfte Steine über das Wasser schmeißen. Vielmehr: flitschen, wie der Kenner sagt. Eben so zu werfen, wie Männer es schon seit ewigen Zeiten machen.“

Frauen sieht man in „Walden“ dagegen nur selten, und wenn, dann barbusig oder im eng geschnürten Bikinidekolleté. „Draußen vor der Tür“, beschwört „Walden“, beginnt „das wilde Deutschland“. Für Männer. Für Frauen beginnt vor der Tür etwas anderes. „Mein Garten im Frühling: Jetzt geht’s los!“, heißt es in einer anderen Gruner & Jahr-Publikation, der „Brigitte“. Sorry, Ladys: Endstation Gartentor. Denn im Garten wartet Arbeit und die quälende Frage: „Welche Blumen in welche Vasen?“

Katrin Gottschalk

Hat Kulturwissenschaften und -journalismus studiert, ihre Texte sind u.a. auch in Frankfurter Rundschau, Spiegel Online, taz, DRadio Wissen und Tagesspiegel erschienen. Chefredakteurin Missy von 2012–2016. Seit Ende April 2016 stellvertretende Chefredakteurin bei der taz.

„Walden“ macht neidisch. Auch deshalb, weil so herrlich unbefangen über das eigene Geschlechtsteil geplaudert wird. So dient der seitenlange Artikel „Vom penis­losen Leben der Eule“ als Aufhänger für einen gewaltigen Penisexkurs durch die Evolutionsgeschichte („Homo sapiens, die einzige Spezies, bei der Männer in der Lage sind, ihren Namen in den Schnee zu pissen“), wird der Penis hymnisch gefeiert („darauf könnt ihr stolz sein, Jungs!“). Würde in der „Brigitte“ die Vagina so umjubelt („Darauf könnt ihr stolz sein, Mädels“)?

Frauen wollen aber nicht nur ihre Vagina feiern. Die wollen auch Steine flitschen und Arschbomben in Bergseen machen, wie „Walden“ vorschlägt. Einen Relaunch des Blatts müsste es geben: „Für alle! Für draußen!“ Wenn nicht, dann zumindest ein Outdoor-Magazin für die Frau von heute, z. B. mit dem Themendossier „Menstruieren in der Wildnis: So bastelt man Tampons aus Wolle und Riesenfarnblättern“. Oder „Pilze sammeln und rauchen“.