Eins, zwei, drei: Weihnachten überleben
Kolumnist*in:
Von Hengameh Yaghoobifarah
Eins
Es gibt viele Arten, die Tage zwischen dem 24. und dem 26. Dezember zu überbrücken: laut, leise, gesellig, einsam, nüchtern oder berauscht. Für manche hält die Periode der allgegenwärtigen Tristesse sogar bis zum 1. Januar an. Eine ganze Woche, in der die Gesellschaft dir eine friedliche Gesinnung, eine latent-christliche Feierstimmung und die Nähe zu „deinen Liebsten“ abverlangt. Wer schon absehen kann, dass ein Besuch bei der Herkunftsfamilie keine Option ist, kümmert sich am besten langfristig um eine schöne Alternative. Ob raus aus Europa, in die Natur oder Queermas statt Christmas: Im (erweiterten) Freund_innenkreis finden sich oft Verbündete, die zum Beispiel nur dieVöllerei am Fest lieben und diese auch bei einem Keinachtsabend genießen können. Vielleicht möchtest du aber auch die Feiertage alleine verbringen? Wenn im eigenen Umfeld nur Weihnachtsfans sind, kommt eine gute Online-Vernetzung ins Spiel. Ob mit alten oder neuen Freund_innen, der Spaß beginnt, sobald alle ihre Erwartungen an die gemeinsame Zeit kommuniziert haben. Eine Liste mit Bedürfnissen und Voraussetzungen wie ein Netflix-Abo und blechweise Pizza hilft.
Zwei
Um zu vermeiden, dass Menschen deine weihnachtsfreien Feiertage durch unsensibles Nachfragen vermiesen, ist Kommunikation wichtig. Soziale Medien können für klare Ansagen genau richtig sein: Möchtest du aus allen Weihnachtsposts herausgenommen werden? Willst du eine Antiweihnachtsintervention starten und jeden Tag einen kreativen Eintrag machen, um die Grinches der Welt zu ermächtigen? Vielleicht willst du dir mit anderen Personen auch einen Leitfaden für ein diskriminierungsarmes Weihnachten ausdenken. Anstatt „frohe Weihnachten“ lieber „schöne Feiertage“ wünschen, anderen Leuten die ganzen Geschenke nicht unter die Nase reiben, mitdenken, dass aufgrund von Traumata nicht alle einfach so zu ihrer Herkunftsfamilie fahren können, auch mal über was anderes sprechen: All das sind Dinge, die rücksichtsvolle Leute bewusst an ihrem Verhalten in der Adventszeit ändern können.
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Drei
Für dich ist Heiligabend einfach ein Tag wie jeder andere? Lass das Geld vom Himmel regnen! Du kannst die Feiertage auch zu deinen Gunsten drehen. Wer außerhalb von Werktagen zur Lohnarbeit geht, bekommt in der Regel einen höheren Gehaltstarif.
Viele Orte sind an Weihnachten außerdem viel leerer, so auch die Straßen. Es ist die perfekte Gelegenheit, entspanntes Sightseeing zu machen. In Ländern wie Großbritannien oder Schweden haben die Läden auch nur am ersten Weihnachtsfeiertag geschlossen – falls es die Wahl auf ein Urlaubsziel erleichtert. Auch sind zur Prime Time, zum Beispiel Heiligabend ab 18 Uhr, Reisetickets viel günstiger.
Natürlich spricht auch nichts dagegen, grün angemalt vor der Kirche zu stehen und als Real Grinch Leute zu erschrecken. Es gibt keinen Gute-Laune-Zwang. Alles kann, nichts muss. Und wenn du dein verbittertes Gemüt gern zelebrierst, dann ist auch das in Ordnung. Viel Kraft!