Von Annette Walter

Dass es ab Ellen Pages Durchbruch mit „Juno“ sieben Jahre gedauert hat, bis sie sich 2014 als lesbisch outete, erzählt eine traurige Geschichte: Wie sehr sich weibliche US-Schauspielerinnen, sind sie in der A-Liga angekommen, in ihrer Sexualität der Heteronormativität anpassen müssen, um ihre Vermarktbarkeit zu optimieren: der Projektionsfläche heterosexueller Erotik als USP.

© Universum Film
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Dass Page erst im Jahr nach ihrem Outing die Hauptrolle in „Freeheld“ spielt, ist also kein Zufall. Als burschikose Stacie verliebt sie sich in die Polizistin Laurel (Julianne Moore). Doch das Glück der beiden wird getrübt, als Laurel unheilbar an Krebs erkrankt. Aber nicht nur das: Laurels Pensionsansprüche gehen nach deren Tod nicht automatisch an Stacie, weil gleichgeschlechtliche Partner*innenschaften in diesem Punkt nicht anerkannt werden.

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„Freeheld“
USA 2015
Regie: Peter Sollett
Mit: Julianne Moore, Ellen Page, Steve Carell, Michael Shannon u. a.
114 Min., Start: 07.04.

Ohne Zweifel spielen sowohl Moore als auch Page gewohnt exzellent. Aber dennoch geht der Film nicht wirklich ans Herz. Vielleicht, weil er den Kontrast zwischen fiesen Anti-Gay-Rights-Konservativen und den beiden Frauen zu holzschnittartig, zu belehrend inszeniert. Einige Wortgefechte haben Vorabendserienniveau. Etwa eines zwischen Laurel und ihrem langjährigen Polizeikollegen Dane (Michael Shannon): Satz, Konter, Eskalation – läuft immer nach dem gleichen Schema ab, bis einer verbal explodiert. Und wie passt es zusammen, dass sie Dane ihre Homosexualität jahrelang verborgen hat, er aber dann im Nu zum LGBT-Aktivisten wird? Eine unglaubwürdige Figurenzeichnung, die zu konstruiert wirkt. Vielleicht wäre es besser gewesen, die Protagonist*innen in manchen Szenen einfach sprachlos zu lassen.