Von Hengameh Yaghoobifarah

Der Kontinent mit den nahezu undurchlässigen Mauern sorgt für ertrinkende Menschen auf der Flucht, immer stärker verschärfte Asylpolitik und einen beängstigenden Rechtsruck. Bei solchen Nachrichten wollen wir uns am liebsten von einer Alien-Invasion retten lassen, doch dieser Eskapismus ersetzt keine langfristige Lösung. Ein Festival in Hamburg will  Raum für Handlungsspielräume und Strategien schaffen, indem sie den Bezug zwischen Geschichte und Gegenwart, globalen queerfeministischen Kämpfen und künstlerischsozialen Bewegungen herstellt. Wir sprachen mit Sophie Goltz, er künstlerischen Leitung von „What Time Is it on the Clock of the World*“.

Die französische Rapperin Casey thematisiert in ihren Lyrics Klasse, Rassismus und Polizeigewalt. © Cho Antidote
Die französische Rapperin Casey thematisiert in ihren Lyrics Klasse, Rassismus und Polizeigewalt. © Cho Antidote

In welchem Rahmen findet das Festival statt?
„What Time Is it on the Clock of the World*“ ist ein Festival von Stadtkuratorin Hamburg, einem Initiativprojekt der Freien und Hansestadt Hamburg zur Aktualisierung von Kunst im urbanen Raum. Das Gesamtprogramm von Stadtkuratorin ist betitelt nach einer Arbeit des US-amerikanischen Konzeptkünstlers Lawrence Weiner: Wir sind keine Enten auf dem Teich. Wir sind Schiffe auf dem Meer.* Daher haben wir auch ein Schiff auf dem Plakat.

Worum soll es gehen?
Vom 4. bis 7. Mai 2016 werden Fragen nach Sexismus und Rassismus im Verhältnis zur (Un-)Sichtbarkeit von aktueller Migration, stereotypen Geschlechterrollen und materiellen Reproduktionsverhältnissen diskutiert.

A3_Programm.qxp_Layout 1What Time Is it on the Clock of the World*
Internationales Festival zu Feminismus und öffentlichem Raum
Performances, Lectures, Workshops, Konzerte
4.–7. Mai 2016

Auf welche Personen im Line-Up freuen Sie sich besonders?
Wir freuen uns besonders auf die Vielfältigkeit des Programms, auf die Dichte unterschiedlicher Denkweisen: Performance, Musik, Lectures, Manifeste.
Da jemanden hervorzuheben fällt schwer — doch ein Highlight ist sicher Casey aus Frankreich. Rap der Immigrantenkinder nennt sie ihre Musik: laut, wütend, analytisch-scharf beschreibt sie die rassistische Gesellschaft Europas. Sie tritt zum ersten Mal in Deutschland auf. Außerdem freuen wir uns sehr auf die beiden schwedischen Electro-Pop-Acts Tami T und Zhala sowie die Londoner Künstlerin Hannah Black.

Wen wollen Sie ansprechen?
Vor allem ein Publikum, das sich angegriffen fühlt vom akutellen Zustand Europas — und das gern ändern möchte mt einer (queer-)feministischen, post-identitären Demokratie!