Tangerine L.A.
Von
Von Hengameh Yaghoobifarah
Dass nicht alles, was im Kino läuft, elitär und cissexistisch sein muss, zeigt der Regisseur Sean Baker mit „Tangerine L.A.“. Er nahm den kompletten Film mit einem iPhone 5S auf und verzichtete auf aufwendige Riesenkameras. Viel auffälliger ist aber eigentlich, dass er die transfeindliche Hollywoodtradition, Transpersonen von cisgeschlechtlichen Schauspieler*innen spielen zu lassen, bricht und zwei Schwarze Transfrauen die Hauptrollen spielen.
„Tangerine L.A.“ handelt von den beiden Freundinnen Alexandra (Mya Taylor) und Sin-Dee (Kitana „Kiki“ Rodriguez), die beide transfeminine Sexarbeiterinnen sind. Als Sin-Dee an Heiligabend aus dem Gefängnis entlassen wird, trifft sie sich mit Alexandra auf einen Donut. Die Stimmung kippt allerdings schlagartig, als Sin-Dee aufgrund eines Missverständnisses erfährt, dass ihr Freund Chester, der gleichzeitig ihr Zuhälter ist, sie während ihrer 28-tägigen Haft mit einer Cisfrau betrogen hat. Wütend stürmt Sin-Dee aus dem Restaurant und will herausfinden, wer diese Frau ist, um sich an ihr zu rächen. Alexandra versucht, ihre Freundin zurückzuhalten, doch es gelingt ihr nicht.
Zunächst begleitet sie Sin-Dee, aber sie hat auch eigene Aufgaben zu bewältigen: Für ihre bevorstehende Performance am Abend verteilt sie Flyer. Nachdem sie von einem Freier geprellt wird, trifft sie ihren Bekannten Razmik, einen armenischen Taxifahrer, den sie ebenfalls einlädt.
Dank der handlichen Smartphone-Kamera (und einem weiteren Objektiv für eine bessere Auflösung) begleiten wir die Figuren bei ihren hektischen Bewegungen durch die Stadt. Die vielen Straßenszenen wurden guerillamäßig eingefangen, ohne neugierige Blicke in die Linse anzulocken. Hinzu kommt eine körnige, farblich übersättigte Instagram-Ästhetik, die „Tangerine L.A.“ eine eigene Signatur verleiht.
„Tangerine L.A.“, Regie: Sean Baker
USA 2015, 87 Minuten, Mit: Kitana „Kiki“ Rodriguez, Mya Taylor, Karren Karagulian, Mickey O’Hagan u.v.m., Kinostart: 7. Juli
Die Drama-Komödie handelt von Freund*innenschaft, Kämpfen und Vertrauen, aber auch der Realität transfemininer Sexarbeiter*innen: „It’s about our hustle.“