Von Barbara Schulz

Wow! „Queen of Style“ Róisín Murphy, die früher bei ihren Live-Auftritten mehr Kostümwechsel vornahm als Lady Gaga und sich auf ihrem letzten Werk „Hairless Toys“ mit rotem Trench und Dusty-Springfield-Frisur präsentierte, gibt sich auf ihrer vierten Soloplatte „Take Her Up To Monto“ weniger glamourös. Stattdessen betont sie mehr ihre Rolle als Macherin: Sie trägt, wie Architekt*innen auf der Baustelle, Sicherheitshelm und -weste. Dazu passt, dass Murphy seit ihrem letzten Album auch bei allen Musikvideos Regie führt – selbst ist die Frau.

Roisin Murphy
Einfach oder kompliziert? Bei Róisín Murphy geht beides zugleich. © Nicole Nodland

Indes klingen die Sounds auf „Take Her Up To Monto“ (den Titel hat sie von einem irischen Folksong geklaut, den ihr Vater ihr früher vorsang) ähnlich wie auf „Hairless Toys“. Kein Wunder, entstanden doch die neun Songs in derselben Aufnahmesession. Hier sollen nun die „gewagteren“ Stücke versammelt sein. Zugegeben, nicht alle Nummern sind gleichermaßen catchy, dennoch zünden manche trotz 80er-Jahre-Gefrickel und harschen Wechseln – Miss Murphys wunderbare Stimme kittet alles. Der Einstieg „Mastermind“ zeigt mit Synthie-Teppich und Dancefloor-Beats Muskeln; sogar der Break macht Sinn und stimmt euphorisch.

Im Songtext frotzelt Murphy über ihren Mann, den Produzenten Sebastian Properzi. „Thoughts Wasted“ wiederum ist ein Hybrid aus Grace Jones und David Bowie, der mit trauriger Gitarrenfigur betört. Als Murphy plötzlich „Humans are fucked, a smack of a jelly fish“ murmelt, offenbart die Wahl-Londonerin die Endzeitstimmung, die ihrer Platte innewohnt.

MurphyRóisín Murphy „Take Her Up To Monto“
(Play It Again Sam/Rough Trade), bereits erschienen

Fröhlicher klingt da schon „Lip Service“ mit seinem Bossa-Nova-Beat. Fast altmodisch beginnt das letzte – und schönste – Stück des Albums, die Ballade „Sitting And Counting“. Murphy klingt kaputt, das Klavier steht ihr bei, bis die Klänge durch Filter gejagt werden und schief rauspurzeln. War das nötig? Laut Murphy schon: „Es geht um mich und meinen Rhythmus – er ist sehr einfach und er ist auch sehr kompliziert.“