Von Jamie Schearer

Dieser Text erschien zuerst in Missy Magazine 03/15.

Es ist kein Zufall, dass es 2012 drei Schwarze Frauen waren, die den Hashtag #BlackLivesMatter initiiert haben. Zwei davon sind Teil der queeren Communitys in den USA und sprechen auch offen darüber. Anlass für den Hashtag war der gewaltsame Tod von Tray von Martin – denn Martin steht nicht alleine. Sein Tod ist einer von vielen und Ausdruck eines rassistischen Systems, das Schwarze Leben als minderwertig erachtet

Missy_RosaParks_KatiSzilagyi_cmyk
Forward ever, backward never! © Kati Szilágyi

Schwarze Menschen sterben Jahr für Jahr in den USA durch die Hand der Polizei. Diese Art der Entwertung Schwarzer Leben hat aber auch in anderen Teilen der Welt Tradition. Seit 500 Jahren sterben Schwarze Menschen wegen Rassismus – ob durch Versklavung, Lynchmorde oder Polizeigewalt. In den USA kennen wir die Zahlen: Seit Beginn diesen Jahres wurden mehr als 500 Menschen von der Polizei erschossen, dabei waren Schwarze fünf Mal so häufig betroffen wie Weiße und Latinos. Rassistisch ist auch die Polizeigewalt in Europa – in den meisten Fällen fehlen allerdings die Daten.

Der Hashtag #BlackLivesMatter wurde bewusst gewählt, weil er alle Schwarzen Menschen einbezieht. Dennoch ist passiert, was in solchen Fällen immer passiert: Der Hashtag wurde vor allem benutzt, um über den institutionellen Rassismus zu sprechen, der Männern widerfährt. Rekia Boyd, Yvette Smith, Tanisha Anderson und Aiyana Stanley-Jones sind Frauen oder gar Kinder, die durch die Polizei umgekommen sind, doch ihre Namen sind uns nicht bekannt.

Bri Golec, Penny Proud, Taja DeJeus, Ty Underwood und Lamia Beard sind Trans*Frauen of Color, die 2015 umgebracht wurden. Nun rückt der Hashtag #SayHerName in den Vordergrund, um auch auf Frauen als Opfer polizeilicher Gewalt in den USA hinzuweisen.

Ebenso wichtig ist es, nicht nur in die USA zu schauen. Christy Schwundeck und N‘deye Mareame Sarr sind deutsche Fälle. Letztere lebte von ihrem weißen deutschen Mann in Trennung und hatte am 13. Juli 2001 die Polizei vergeblich um Unterstützung bei der Abholung ihres Sohnes von der Wohnung des Mannes gebeten. Als sie ihren Sohn dann selbst holen will und dieser nicht in der Wohnung des Vaters anzutreffen ist, kommt es zum Streit. Der Mann ruft die Polizei. Als die zwei Polizist*innen eintreffen, ergreifen sie Partei für den Mann, der Streit eskaliert. Saar greift zum Brotmesser, um sich geg…