Von Gabriela Kielhorn

Einem Klon von sich selbst zu begegnen ist eine ziemlich verwirrende Angelegenheit. Möchte man mit einem weiteren „Ich“ konfrontiert werden? Möchte man wirklich wissen, was Krasses aus eine*r hätte werden können? Genau das passiert den Klonschwestern in der kanadischen Science-Fiction-Serie „Orphan Black“, die gegenseitig erst nichts von ihrer Existenz wissen. Die  Frage von Nature vs. Nurture wird in der TV-Serie überspitzt dargestellt: Wir begegnen mehreren Klonen, die völlig unterschiedlich aufgewachsen sind und charakterlich kaum Archetypen entsprechen.

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Wissenschaflerin ohne Ellenbogen: Cosima Niehaus. © AHAOK

Besonders die queere Evolutionsbiologin Cosima Niehaus (dargestellt von Tatiana Maslany), selbst ein Klon, sorgt für Solidarität, Empathie und Sicherheit unter den Klonen. Das ist ungewöhnlich, gelten doch gerade Wissenschaftler*innen als unsoziale, verkopfte Paradestreber*innen der Popkultur: Mit weißem Kittel, großer Brille und ersten Stirnfalten schauen die (meist männlichen) Protagonist*innen den Held*innen der Geschichte zu, wie diese die spannende Arbeit verrichten. Cosima gönnt sich zwar den Look der Wissenschaft, versteckt sich aber nicht dem Vorurteil entsprechend hinter ihrem Computer und schmeißt auch nicht mit Fremdscham erregenden Referenzen um sich, die keine*r versteht – im Gegenteil, sie sorgt für die offene Kommunikation unter den Klonen.

„Orphan Black“ läuft derzeit auf ZDFneo und BBC America. Die vierte Staffel der Science-Fiction-Serie erscheint nun auf DVD in Österreich, der Schweiz und Deutschland. Die fünfte und letzte Staffel wird dieses Jahr anlaufen.

Care-Arbeit wird bei ihr großgeschrieben: Mit ihrer positiven und charmanten Art bemüht sie sich darum, dass die Klone zu einer Familie zusammenwachsen. Als queere Wissenschaftlerin repräsentiert Cosima eine Streberin, die keine Ellenbogen auspacken muss. Sie ist die Antithese zu den männlichen Nerds, die wir aus „The Big Bang Theory“ kennen. Cosima macht weder schlechte Witze noch herablassende Bemerkungen: Sie liebt ihren Job, geht in der wissenschaftlichen Praxis auf, lässt aber genauso gern ihre Klonschwestern an ihrem Wissen teilhaben. In einfachen Worten kann sie ihr Fachgebiet erklären und ist so erste Ansprechpartnerin für biologische und emotionale Krisen – und davon gibt es in der Serie genug.