Von Valerie-Siba Rousparast

Der „Schuhtick“ ist eines dieser Phänomene, das Marketingexpert*innen erfunden haben – ein unstillbarer Hunger nach Mode und Accessoires, der größer ist als der Appetit auf Essen und Carrie Bradshaw in „Sex And The City“ dazu verleitet, ihre High Heels im Backofen zu verstauen. Und auf diese bezieht sich der „Schuhtick“ – der in der Werbung immer noch vor allem Frauen zugeschrieben wird – auch. An Sneaker denkt man dabei selten. Das Sammeln und Weiterverkaufen von Sneakers und das Bloggen über die neuesten Designs waren bislang eine Männerdomäne. Frauen sind in der Sneakerszene zahlenmäßig noch unterrepräsentiert. Aber das ändert sich gerade.

© Meryem Slimani / the curvynista
© Meryem Slimani / the curvynista

Turnschuhe gibt es schon seit Ende des 19. Jahrhunderts. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts wurden sie in den USA als „Sneakers“ bekannt. Der Markt wuchs, als Sport, besonders für Männer, zu einem wichtigen nationalpatriotischen Bestandteil der US-amerikanischen Kultur wurde. In Deutschland kreierte derweil nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg Adolf Dassler seine eigenen Turnschuhe in der Waschküche seiner Mutter und gründete einen der wichtigsten Sportmodekonzerne der Welt. In den 1950er-Jahren wurde es für breite Bevölkerungsschichten üblicher, „Freizeit“ zu haben und diese in bequemer Kleidung zu verbringen. Erstmals wurden Sneaker auch abseits des Sportplatzes getragen. Und auch für Frauen lockerte sich der Zwang, durch den Tag stöckeln zu müssen.

Heute sind Instagram, Pinterest und Tumblr voll mit ästhetisch in Szene gesetzten Sneakers. Ganze Printmagazine widmen sich einzig und allein diesem Schuhwerk. Die Bilder sind dabei meist heteronormativ geprägt. Es gibt beispielsweise Kalender mit Frauen, die nichts tragen außer Nike Air Jordans. Viele der Darstellungen im Netz stammen von Sneaker-Fans. Doch es gibt auch Projekte, die dieser Bildsprache etwas entgegensetzen. Der Blog „FEMYEAH“, der bis Anfang 2017 unter „snkr.art“ bekannt war, fokussiert explizit den Schuh und nicht den Körper dessen Träger*in.

Die Betreiberinnen des Blogs, Lisa Winter und Agathe Firlewicz, begannen vor ein paar Jahren, ihre neuesten Sneakertrophäen zu fotografieren und diese im Internet zu präsentieren. Dabei fiel ihnen auf, dass die Inszenierung der Fotos bestimmten Trends folgt. „Wenn man zum Beispiel Instagram durchschaut, fällt auf, dass männliche Shots eher dunkel sind und so eine Art Bad-Boy-Touch haben. Shots von Liebhaberinnen sind überwiegend hell, farblich abgestimmt und vermitteln eine perfekt inszenierte
Umgebung“, erklärt Agathe.

Die Sneakerszene kann ein hartes Business sein: Viele der Schuhe aus limitierten Editionen haben schon bei ihrem Erscheinen Sammlerwert. Teenager schleppen ihre Eltern in die Stores, nachdem sie sie dazu überredet haben, ein paar Hundert Euro locker zu machen und bis zum Release vor dem Laden zu campen. Geschäftstüchtige Sneakerheads nutzen dieses Prinzip der Exklusivität, mit dem Marken wie Adidas, Nike und New Balance ihre Schuhe vermarkten, für eigennützige Zwecke. Sie verbri…