Von Karolin Schwarz

Auf wenig bin ich so schlecht vorbereitet wie auf die Altersvorsorge. Allein bin ich damit allerdings nicht, ein Großteil meiner Freund*innen resigniert bei diesem Thema ebenfalls. Die meisten teilen ein diffuses Gefühl des Ausgeliefertseins: „Egal, was ich anstelle, reichen wird’s sowieso nicht.“

Wer sich nicht auf Rücklagen oder einem dicken Erben verlassen kann, ist arm dran. @ Stephanie F. Scholz
Frauen bekommen im Durchschnitt 57 Prozent weniger ­Rente als Männer.@ Stephanie F. Scholz

Die Freischaffenden unter ihnen sorgen nicht vor und sind einfach froh, wenn sie ihre Miete zahlen können. Von denen, die fest angestellt sind, zahlen die einen nur die gesetzlichen Abgaben und die anderen versuchen, sich zusätzlich zu den Pfllichtabgaben mit einem bunten Mix aus privaten Altersvorsorgen für die Zukunft abzusichern. Nur eine von ihnen nutzt die Riester-Rente – eine staatlich geförderte private Altersvorsorge, die schon seit geraumer Zeit umstritten ist, weil sie als zu kompliziert und wenig lukrativ gilt. Keine*r von meinen Freund*innen redet gern über die Rente – ein gemeinsamer Ausflug zum Zahnarzt wäre wohl für die meisten angenehmer gewesen.

Dabei ist das Thema hochaktuell: Migrant*innen, Alleinstehende und Geringqualifizierte, darunter insbesondere Frauen, bekommen zu wenig Rente. Derzeit im Durchschnitt etwa 57 Prozent weniger als Männer – bei Betrachtung der selbst erworbenen Ansprüche über die gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge. Frauen sind im Alter daher häufiger armutsgefährdet als Männer, mit rund 16 Prozent gegenüber zwölf Prozent. Für alleinstehende Frauen ist das Armutsrisiko sogar doppelt so hoch wie für Männer.

Die Gründe für die geringeren Bezüge von Frauen in der Rente sind vielfältig. Sie waren – und sind – häufiger als Männer nicht erwerbstätig und verdienen in Vollzeiterwerbstätigkeit noch immer im Schnitt etwa 21 Prozent weniger als Männer. Sie unterbrechen oft, auch für längere Zeit, ihre Erwerbstätigkeit, sind häufiger in Minijobs beschäftigt und arbeiten vielfach in Teilzeit. Das ist damit zu erklären, dass Frauen überdurchschnittlich oft für die Sorgearbeit zuständig sind: Sie erziehen Kinder, kochen, putzen und pflegen Angehörige. Oft sogar die des Partners oder Ehemannes.

Unter den erwerbstätigen Frauen in Deutschland sind es 47 Prozent, die – im Vergleich zu neun Prozent bei den Männern – Care-­Arbeit leisten. Fast ein Drittel der in Teilzeit arbeitenden Frauen nennt dafür als Grund die Pflege von Kindern oder erwerbsunfähigen Erwachsenen. Während nur sechs Prozent eine berufliche Aus- und Weiterbildung angeben, ist es bei Männern ein knappes Viertel, das deswegen in Teilzeit arbeitet. Weitere 23 Prozent der in Teilzeit tätigen Frauen haben schlicht keinen anderen Job gefunden.

Erst vor Kurzem nahm Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) von der im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Einführung der „solidarischen Lebensleistungsrente“ Abstand, nun sind die Pläne für die neue Mindestrente zurück auf dem Tisch. Über dieses Rentenmodell soll die Rente für Geringverdiener*innen, die vierzig Jahre lang Beiträge gezahlt haben, angehoben werden. Davon profitieren dann beispielsweise auch Frauen, die aus Gründen der Sorgearbeit in Teilzeit gearbeitet haben. Für diejenigen, die deshalb gar keiner Erwerbstätigkeit nachgegangen sind, ändert sich hingegen nichts. Ihre Situation bleibt prekär und wird in der Gesetzgebung nicht berücksichtigt.

Auch privat vorsorgende Selbstständige oder Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen keine Anstellung gefunden haben, werden in diesem Modell nicht beachtet. Der Begriff „solidarische Lebensleistungsrente“ wirkt daher bestenfalls zu kurz gedacht, denn er ignoriert diejenigen, die keinerlei Möglichkeit hatten, sich überhaupt einen Rentenpolster …