Von Lisa-Marie Davies

Das Buch aus der Reihe „Geschlechterdschungel“ im Unrast Verlag setzt sich mit der Diskriminierungskategorie „Lookismus“ auseinander. Anhand von Merkmalen wie Körpergröße, Gewicht oder sichtbaren Behinderungen zeigen die Autor*innen auf, wie sehr Menschen in unserer Gesellschaft abgewertet werden, wenn ihr Aussehen von der – vermeintlich gültigen – Norm abweicht. Deutlich wird auch, dass Lookismus immer auch mit anderen Diskriminierungskategorien wie „Hautfarbe“, Geschlechtszugehörigkeit oder Klasse betrachtet werden muss. Exemplarisch wird dies am Beispiel von Mode: Das Tragen von gebrauchter Kleidung oder von Kleidung vom Discounter (Stichwort: Jogginghose) kann bei dicken Personen die Zuschreibung „arm“ verstärken – und damit auch deren Ausgrenzung und Diskriminierung.

© Kathrin Tschirner

Anhand zahlreicher persönlicher Beispiele und Erzählungen in den Beiträgen wird deutlich, wie Lookismus wirkt und wie unterschiedliche äußere Körpermerkmale dazu führen, dass Menschen diskriminiert werden. So berichtet beispielsweise die Bloggerin und Missy-Magazine-Redakteurin Hengameh Yaghoobifarah davon, wie sie in der Schule als Kind aufgrund ihres Aussehens von ihren Mitschüler*innen beleidigt wurde und was dies mit ihr gemacht hat. Der Songtext „Schönheitsideale“ der HipHop-Artistin FaulenzA beschreibt, wie Normen in Bezug auf das Aussehen bei Menschen jenseits der Zweigeschlechtlichkeit wirken.

Doch das Buch macht auch Mut: Einige Autor*innen zeigen, wie sie selbst mit Diskriminierung umgehen, etwa indem sie sich mit anderen zusammenschließen, die aufgrund von Lookismus abgewertet werden. Auch werden verschiedene Empowerment-Konzepte vorgestellt. So hat etwa die Fat-Empowerment-Bewegung, die in den 1970ern in den USA entstanden und um die 2000er-Jahre in Deutschland angekommen ist, dazu beigetragen, dass sich auch hier viele feministische Gruppen explizit mit der Diskriminierung von Dicken und der Schönheitsindustrie auseinandersetzen. Für mehr Akzeptanz des eigenen Körpers plädiert auch die Body-Positivity-Bewegung. Beide Strömungen sind vor allem online präsent, etwa in Form von Blogs.

Lea Schmid/Darla Diamond/Petra Pflaster (Hg.) „Lookismus: Normierte Körper – Diskriminierende Mechanismen – (Self-)Empowerment“
Unrast Verlag, 80 S., 7,80 Euro

Zugleich kritisieren die Autor*innen, dass es innerhalb linker Zusammenhänge häufig zu Gegennormen komme, die zwar einen guten Ansatz verfolgen, aber selbst auch  diskriminierend wirken, wenn Menschen aufgrund ihres Aussehens nicht „hineinpassen“. Und auch wenn man nach außen hin von herrschenden Schönheitsnormen befreit wirkt – viele hinterfragen ihr Äußeres weiterhin ständig oder machen heimlich Diäten. Hier helfe den Autor*innen zufolge nur gegenseitige Offenheit und Stärkung untereinander.

Die Lektüre bietet mehr als nur eine gute und lesenswerte Einführung in das Thema. Vielmehr wird deutlich, warum es eine Diskussion um und Kritik an Lookismus braucht, der bislang auch in feministischen Zusammenhängen oft nur eine untergeordnete Rolle spielt.