„Jackson“ oder die letzte Abtreibungsklinik in Mississippi
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Von Sônia Kewan
Eine von drei US-Bürgerinnen treibt in ihrem Leben einmal ab. 60 Prozent der Patientinnen sind Women of Color. Die Kosten für den Eingriff bezahlen die Frauen aus eigener Tasche. Im US-Bundesstaat Mississippi gibt es eine einzige Abtreibungsklinik. Die Letzte von ehemals vierzehn. Die Klinik liegt in Jackson, der Hauptstadt von Mississippi. Und sie kämpft um ihr Bestehen.
Die preisgekrönte Dokumentation „Jackson“ zeigt den Kampf gegen die Schließung der letzten Abtreibungsklinik von Mississippi. Ein zermürbender Kampf gegen die Anti-Abtreibungslobby. Aus der Perspektive von drei unterschiedlichen Frauen zeigt die Regisseurin Maisie Crow, wie die drohende Schließung der Klinik deren Leben – indirekt wie direkt – beeinflusst.
Einerseits ist da April Jackson: 25 Jahre alt, Mutter von vier Kindern, ungewollt schwanger, Woman of Color, wohnhaft am Rande von Jackson. Andererseits begleitet Crow die politischen Kontrahentinnen Shannon Brewer und Barbara Beaver im Kampf um das Bestehen der Abtreibungsklinik. Brewer ist Leiterin der Abtreibungsklinik und engagiert sich mit Herzblut für die Rechte junger, sozial schwacher Frauen im Gesundheitswesen. Barbara Beaver hingegen ist vehemente Abtreibungsgegnerin und Wortführerin der sogenannten „Pro Life“-Bewegung, einer fundamentalistisch christlichen Organisation, die in speziellen Beratungszentren zweifelnde junge Schwangere vom Mutterglück überzeugt.
Die christliche Moral wird von den Abtreibungsgegnern hochgehalten. Doch für die Durchsetzung ihrer politischen Ziele sind ihnen alle Mittel recht. Die Leidtragenden sind Frauen wie April. Sie werden mit Geschenken und geheuchelter Zuwendung abgespeist. Grundsätzliche Probleme werden komplett ignoriert. Es sind erschütternde Bilder, die Crow mit einer eleganten Ästhetik auf die Leinwand bringt.
„Jackson“
Ein Dokumentarfilm von Maisie Crow
USA 2016
Der Film feiert am 01. April 2017 im Rahmen des 10. Lichter Filmfest Frankfurt Deutschland-Premiere.
„Jackson“ bewegt sich geschickt zwischen den Ängsten und dem Kampfeswillen von feministischen Frauen wie Shannon Brewer, der aggressiven Scheinheiligkeit der Anti-Abtreibungslobby und der Realität einer mittellosen Mutter – ohne dabei ein Urteil zu fällen. Die ungeschönte Realität hinterlässt bei der*m Zuschauerin ein beklemmendes Gefühl. Aber auch den Drang, etwas daran ändern zu wollen.