Laurence Philomène: „Ich sehe nicht besonders viel Repräsentation von nicht-binären Personen in der Kunstwelt“
Von
Interview: Valerie-Siba Rousparast
In einem Interview mit dir habe ich gelesen, dass du seit acht Jahren täglich fotografierst. Wann begann diese Leidenschaft?
Laurence Philomène: Es gibt manchmal auch Tage, an denen ich nicht fotografiere. Aber es geht definitiv kein Tag vorbei, an dem ich nicht auf irgendeine Art an meiner Fotografie arbeite, Fotos bearbeite, meine Website update, Shootings vorbereite. Diese Arbeit ist so ein integraler Teil meines Lebens, dass ich nicht mehr wirklich weiß, was ich ohne sie tun würde! Es ist mein Job und außerdem mein kreatives Outlet. Ich begann damit, als ich ungefähr 14 Jahre alt war. Ich habe diese Puppen fotografiert, die ich zu der Zeit gesammelt habe. Ich glaube während der Highschool war das einfach eine nette Ablenkung für mich. Ich habe Fotos gemacht, wenn ich mich langweilte, und dann entstand einfach etwas daraus.
Im Laufe der Zeit hast du deine eigene, wunderbare Ästhetik entwickelt. Leuchtendes Pink, Glitzer und eine orangefarbene Perücke sind nur ein paar der wiederkehrenden Elemente. Was inspiriert dich?
Meine Freund*innen inspirieren mich. Menschen, die zu sich selbst ehrlich sind. Ganz offensichtlich inspiriert mich Farbe, das ist seit Jahren ein wiederkehrendes Thema in meiner Arbeit. Doch was mich am meisten antreibt, sind meine Freund*innen, die auch junge Künstler*innen sind.
Wählst du die Menschen, die du porträtierst, aus oder freust du dich über alle, die für dich modeln möchten?
Ich arbeite immer mit Freund*innen, anderen Künstler*innen oder Freund*innen von Freund*innen. Nur selten arbeite ich mit Models. Ich mag es, eine starke Beziehung mit denjenigen aufzubauen, die ich fotografiere. Je besser ich eine Person kenne, desto mehr fühle ich mich dazu inspiriert, von ihr Fotos zu machen.
Gender-Nonkonformität ist etwas, worauf die Gesellschaft immer noch sehr feindselig reagieren kann. Diskriminierung und Marginalisierung von nicht-binären Personen ist eine Realität. Wann hast du realisiert, dass das Thema Gender und sich als nicht-binär identifizieren eine Rolle in deiner Kunst spielt?
Gender ist seit Jahren ein riesiges Thema in meiner Arbeit – für eine lange Zeit habe ich mehr mit Femininität gearbeitet, versucht, sie zu kontextualisieren. Vieles davon handelte von mir, wie ich meine eigene Beziehung zu Femininität erkunde. Ich fotografiere schon seit langer Zeit nicht-binäre Personen, aber begonnen, expliziter darüber zu sprechen, habe ich, als ich letztes Jahr anfing, an meiner non-binary Porträtserie zu arbeiten. Ich wollte an etwas arbeiten, mit dem ich mich persönlich identifiziere, und sah außerdem nicht besonders viel Repräsentation von nicht-binären Personen in der Kunstwelt.
Was bedeutet Softness für dich und im Kontext deiner Arbeit?
Softness bedeutet für mich, mich nicht verbittern zu lassen. Und zu wachsen und aus Fehlern zu lernen. Ehrlich und liebevoll zu sein in der Art, wie ich an die Fotografie herangehe.
Die Ausstellung „Non-Binary Portraits by Laurence Philomène“ ist von 19.05.–31.05. in den Cogalleries in Berlin zu sehen. Mehr Infos gibt es auf Facebook.
Siehst du deine Arbeit als politisch an?
Ja. Aber eigentlich ist alles, was ich möchte, Kunst zu kreieren, die in Menschen etwas auslöst und sie hoffentlich Trost darin finden lässt.
Du hast schon für viele verschiedene Menschen, Marken und Magazine gearbeitet. Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Jetzt gerade arbeite ich an meiner ersten Solo-Ausstellung in Kollaboration mit Curated by Girls.