Von Christina Mohr

Dass sich auch männliche Mitmusiker als feministisch verstehen, ohne damit nur der tollen Bandleaderin möglichst dicht auf die Pelle rücken zu können, beweist das norwegische Quartett Sløtface. Sängerin und Gitarristin Haley Shea ist die unangefochtene Chefin – sie schreibt die Texte und gibt den inhaltlichen Rahmen vor: „Patti Smith would never put up with this shit“, singt Haley im Albumopener „Magazine“, womit alle Fragen bezüglich Verortung und Vorbilder beantwortet sein dürften.

© Martin Høye

Für Sheas Kollegen Lasse Lokøy, Halvard Skeie Wiencke und Tor-Arne Vikingstad ist die explizit feministische Riot-Grrrl-Attitüde kein Problem, sondern gelebte Bandrealität. Die vier wuchsen in Stavanger auf und trafen sich bei Straight-Edge-Punkkonzerten – den einzigen Gelegenheiten, die keine erwachsenen Begleitpersonen erforderten.

Schnell war klar, dass sie eine gemeinsame Band gründen wollten, die sich allerdings nicht am typisch norwegischem Düster-Metal, sondern an sonnigem US-College-Punk und britischen Indie-Bands wie Haleys Lieblingen Los Campesinos! orientieren sollte. Das gelang Slutface, wie sie sich zunächst nannten, quasi aus dem Stand – nur am Namen musste zugunsten öffentlicher Wahrnehmung etwas gefeilt werden: Sløtface mit norwegischer Schreibweise, aber gleicher Aussprache war der Kompromiss.

Sløtface „Try Not To Freak Out“
Propeller/Rough Trade, VÖ: 15.09.

Keine Kompromisse in puncto Sound und Aussage machen Sløtface mit ihrem Debütalbum „Try Not To Freak Out““ das mit optimistischer Power aus den Boxen brettert. Energiegeladener uplifting Punkrock mit poppigen Melodien gibt eine Ahnung davon, wie es bei Konzerten von Sløtface zugeht: Haley ist es ein besonderes Anliegen, gerade Frauen zum Stagediven zu animieren, was bei Songs wie „Sun Bleached“ oder „Pitted“ auch bestens funktionieren sollte.