Von Simone Bauer

Ein Musikgenre, das schon so viele Jahre auf dem Buckel hat, lässt sich schwerlich neu erfinden. Kitty, Daisy & Lewis, das Geschwistertrio aus England, versucht das auch gar nicht erst. Das merkt man schon im Albumopener „You’re So Fine“: „Is it such a crime that I want to make you mine? You’re so fine!“ Während die drei Vorgängeralben an einem gewissen Punkt aus den Hufen kamen, lassen es die zehn „Superscope“-Stücke gemächlich angehen. Das bietet zwar wenige Überraschungen, dafür dennoch großes Gefallen, wenn der Gitarrenlauf „extra slow“ ausfällt. Wagnisse werden nur mit Swing und Blues eingegangen, was in Zeiten abgedrehter Elektroexperimente gar nicht mal so schlecht ist.

© Steve Gullick

Immerhin probieren sich die Multiinstrumentalist*innen selbst in verschiedenen Funktionen aus. Kitty, Daisy und Lewis Durham wurden in einem Haushalt voller Instrumente erzogen, die Mutter war Schlagzeugerin bei The Raincoats, der Vater Tonstudioingenieur. Seit 2000 machen die Geschwister gemeinsam Musik – eine lange Zeit, um sich eine globale Fanbase zu erarbeiten. So waren ihre vier Pre-Album-Gigs in Europa auch komplett ausverkauft.

Kitty, Daisy & Lewis „Superscope“
Sunday Best/PIAS, bereits erschienen

Ein Highlight ist das empowernde „Slave“. Hier befreien sich die Lyrics von der rosaroten Brille, während die nostalgischen Bläser erfreuen. „Down On My Knees“, die erste Singleauskopplung von „Superscope“, lässt aber jegliche Melancholie hinter sich und lädt zum Tänzchen der Rockabillys ein. „Broccoli Tempura“ kommt hingegen gänzlich ohne Text aus und macht mit seiner Coolness große Freude. Einer, der es wissen muss, hat schließlich einmal gesagt: „It’s only rock ’n’ roll, but I like it.“