Von Sarah Salim

Stell dir vor: Nachdem du dich durch Tinder geswiped und durch lahme „Ich liebe alle Frauen”-Ansagen gekämpft hast, hast du endlich ein tolles Date. Und dann passiert es: der Moment, in dem du von deinem Gegenüber als „Orientprinzessin” oder „exotische Schönheit” gelabelt wirst. In so einem Fall hast du es meistens mit einem Weißbrot zu tun, das dich aufgrund deines Aussehens zum Fetisch erkoren hat. Herzlichen Glückwunsch! Das Brot macht dir „Komplimente”, ist deinem „exotischen” Look verfallen und träumt sich nachts an deine „olivfarbene” Haut. Eigentlich ganz charmant. Wäre der Grat zwischen deinem „Typ” und einem rassistischen Fetisch nicht so schmal.

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Ich höre Drake singen „I got all exotic bitches you gon’ think I’m racist”, und mir wird klar, dass das Problem kein individuelles ist. Woher deine Eltern kommen, spielt für viele beim Sex eine zu große Rolle. Dann heißt es schon mal: „Ach, du möchtest gar keine Tintenfische in deiner Muschi haben?”

Meine eigene Erfahrung beinhaltet ein antideutsches Brot, das ich einmal gedatet habe. Eigentlich war alles in Ordnung – bis zu dieser Frage: „Trägst du im Bett Kopftuch für mich?” Ich bin immer wieder verunsichert, was ich darauf antworten soll, denn als Tochter eines nicht-religiösen Vaters aus einem muslimisch geprägten Land habe ich keinerlei Berührungspunkte mit dem Islam. Die Entscheidung für oder gegen das Tragen eines Kopftuchs musste ich nie treffen.

Rollenspiele sollen Spaß machen, aber keine rassistischen Stereotype reproduzieren (sofern es sich die betroffene Person nicht ausdrücklich wünscht). Wenn eine weiße Person eine Kanakin darum bittet, im Bett ein Kopftuch zu tragen, schwingt da mehr mit als die Affinität für ein Stück Stoff. Ist ein Kopftuch vergleichbar mit einem Nonnenkostüm, das man im Sexshop kauft? Jein! Bei beiden Fetischen geht es um Vorstellungen von Unschuld. Wünscht sich eine weiße Person beim Sex, dass die Partnerin ein Kopftuch trägt (und am besten nichts außer diesem), zeugt das nicht nur davon, wie wenig sie über dessen Bedeutung weiß, sondern auch, dass es für sie etwas Tabuisiertes darstellt. Die Kanakin wird zur Projektionsfläche sexueller Fantasien. Aber nicht irgendwelcher: Sie wird auf das Stereotyp der demütigen, unterdrückten Frau oder der leidenschaftlichen „Exotin” reduziert, die gezähmt werden muss.

Dabei wäre das Brot vermutlich an vorderster Front, wenn es darum geht, das Kopftuch als Symbol für Unterdrück…