Von Christina Mohr

Die Behauptung, dass beim zweiten Kind alles einfacher sei als beim ersten, gehört zu den vielen Mythen, die sich um Elternschaft und Familienleben ranken. Potenzierter Schlafmangel und daraus resultierende zerrüttete Nervenkostüme sind nur zwei Gegenargumente, die sich anführen ließen – und doch wagen viele Einlingseltern das Abenteuer „Nummer zwei“. So auch Rike Drust, Werbetexterin und Bestsellerautorin aus Hamburg.

© Andrea Ruester

Fünf Jahre nach Kind und Buch Nummer eins beschließen sie und ihr Mann (der im Buch konsequent „der Mann“ genannt wird), dass sie ein weiteres Baby bekommen wollen. Zur Verwunderung beider wird aus der Idee schnell Realität – und tatsächlich gestaltet sich nach der Ankunft des zweiten Kindes manches einfacher, vieles aber auch überhaupt nicht.

Was Rike Drusts neues Buch von den meisten anderen Eltern-Erfahrungsbüchern unterscheidet, ist die schonungslose Offenheit, die die Autorin bereits im Vorgänger „Muttergefühle“ an den Tag legte: Ob tiefsinnige Gespräche mit dem Großen, Dankbarkeit für glückliche Momente bei gleichzeitigem Zweifel an der eigenen Liebesfähigkeit („Reichen die Gefühle für zwei?“) oder Ärger über „den Mann“, der sich eben doch mehr Freiheiten gönnt als seine Frau – Drust beschönigt nichts, kokettiert aber auch nicht mit vermeintlich „sympathischen“ Fehlern.

Rike Drust „Muttergefühle. Zwei – Neues Kind, neues Glück“
C. Bertelsmann, 304 S., 15 Euro

Sie verheimlicht nicht, dass sie sich als teilzeitarbeitende Ehefrau in einer bequemeren Lage befindet als Alleinerziehende – dafür steht ihr Haus für Besuchskinder jederzeit offen. Rike Drust schreibt Elternsolidarität ganz groß und zeigt, dass Herzenswärme, Toleranz und Humor die besten Begleiter sind. Nicht nur bei Kind eins oder zwei, sondern ganz allgemein und immer.