Von Liz Weidinger

„As if you couldn’t tell, I’m mad as hell“, singt Meg Remy alias U.S. Girls im Refrain von „Mad As Hell“ mit einer Gute-Laune-Melodie, dass eine*r sofort mitsingen will – Disco-Beats und Background-Sänger tun ihr Übriges. Würde eine*r nicht auf den Text hören, wäre die erste Single des neuen Albums „In A Poem Unlimited“ ein Quell der guten Laune. Es ist genau dieser Widerspruch zwischen Rhythmus und Sound einerseits und Meg Remys Lyrics und ihrer tiefen Wut und Traurigkeit andererseits, der „In A Poem Unlimited“ so groß werden lässt.

© Colin Medley

Die Songs hat die im US-Staat Illinois geborene und inzwischen in Kanada lebende Allroundkünstlerin erstmals in einem tatsächlichen Studio mit einer Band eingespielt statt mit Tape-Deck und Sampler – und das obwohl die 32-jährige Musikerin schon vor gut zehn Jahren ihr erstes Album aufnahm. Die Impro-Energie der Supergroup The Cosmic Range aus Toronto, zu der auch Remys Ehemann gehört, steckt in jedem Lied. Statt der Samples sind es jetzt die ersten paar Bandtakte, die aus dem großen Popmusik-Repertoire der vergangenen Jahrzehnte zitieren und den Hörer*innen sofort das Gefühl geben, zu Hause zu sein, z. B. bei „Rosebud“.

Die klangliche Intimität nutzt Remy rücksichtslos aus – in ihrer Stimme sowie in ihren Lyrics ist ganz viel Platz für Unbequemes. In „Rosebud“ singt sie mitreißend und vielversprechend: „Let’s face it, admit that it’s all related. Just try it with eyes closed, you’ll make it. It’ll hurt I promise you.“ Auf dem neuen Album erzählt sie – wie auch schon auf dem von der Kritik gelobten Vorgänger „Half Free“ – Geschichten von Frauen, von Gewalt gegen Frauen, sexuellen Übergriffen, Machtmissbrauch, Beziehungsenden. Wie ernst es ihr damit ist, wird gleich im Opener der Platte „Velvet 4 Sale“ klar, dessen Video Remy mitproduziert und geschnitten hat.

U.S. Girls „In A Poem Unlimited“
(4AD/Beggars Group/Indigo)

Dabei geht es ihr aber immer auch – und das ist vielleicht das Beste – um Systemkritik. Im „Noisey“-Interview zu ihrer neuen Platte sagt sie: „Im Moment ist es so, dass die Dinge, die ich mit U.S. Girls schon seit zehn Jahren thematisiere, im Mainstream diskutiert werden. Wirklich spannend wäre es, wenn #metoo und feministische Anliegen auf eine Ebene kommen würden, die Zusammenhänge sichtbar macht und People of Color genauso mitdenkt wie Arbeiter*innen. Im Endeffekt ist doch das komplette System kaputt.“ So ist „In A Poem Unlimited“ eine Platte geworden, bei der wir uns nicht entscheiden müssen zwischen Depression und Dance. Meg Remy bringt es zusammen.