Von Bettine Enzenhofer

„Die meisten jungen Frauen wissen, dass es HPV gibt – aber damit hat es sich auch schon“, sagt Cornelia Burgert vom Feministischen Frauengesundheitszentrum in Berlin. „Dann höre ich in der Beratung: ,Hilfe, ich bin HPV-positiv!‘ Mehr als das teilen ihnen die Ärzt*innen meist auch nicht mit.“ Auch Veronika Graber vom Frauengesundheitszentrum in Graz bestätigt die Wissenslücke: „Den meisten Mädchen in meinen Workshops sagen HPV und Pap-Abstrich nichts. Außer sie sind geimpft, dann kennen sie das Wort HPV von der Impfung, wissen aber dennoch wenig dazu.“

© Lisa Tegtmeier

Tatsächlich sind die meisten schon auf irgendeine Weise mit dem Thema HPV in Kontakt gekommen – wenn auch oft unwissentlich. HPV steht für humane Papillomaviren, darunter fallen sowohl gewöhnliche Hautwarzen als auch genitale HP-Viren. Infektionen mit Letzteren zählen zu den am häufigsten sexuell übertragenen Viruserkrankungen. Vier von fünf Personen stecken sich im Laufe ihres Lebens mit den Viren an. Das ist auch nicht verwunderlich, denn wirklich schützen kann man sich vor HPV nicht, wenn man sexuell aktiv ist. Die Viren werden durch direkten Haut- oder Schleimhautkontakt übertragen. Barrieren wie Kondome oder Dental Dams bieten hier einen gewissen, jedoch keinen vollständigen Schutz, weil die Viren auch an einer nicht abgedeckten Stelle sitzen können.

Wie und mit wem man dabei Sex hat, ist unerheblich, obwohl Studien meist auf heterosexuelle oder schwule Menschen fokussieren. Zu Lesben und HPV gibt es – wie so oft im Gesundheitswesen – nur sehr wenig Wissen. Im Übrigen ist derzeit nicht ausgeschlossen, dass die Viren auch durch infizierte Gegenstände wie z. B. Handtücher übertragen werden können; auch eine Übertragung von der gebärenden Person auf ihr Kind ist möglich.

In den allermeisten Fällen passiert nach einer HPV-Infektion nichts und die infizierte Person weiß nicht, dass sie Überträger*in ist: In neun von zehn Fällen schafft es der Körper von selbst, mit dem Virus fertigzuwerden. Doch manchmal ist das nicht der Fall – ein erhöhtes Risiko haben insbesondere Personen, die etwa rauchen, hormonell verhüten, eine geschwächte Immunabwehr haben oder sich in besonderen Belastungssituationen befinden. Zu den Erkrankungen, die durch die über 150 bekannten HP-Viren ausgelöst werden können, zählen neben harmlosen Hautwarzen auch gutartige Genitalwarzen (ausgelöst durch sogenannte Niedrig­risikotypen) bis hin zu Zellveränderungen an den Genitalien sowie am After (etwa 15 HPV-Typen zählen zu den verursachenden Hochrisikotypen), die unbehan­delt zu Krebs führen können, meist Gebärmutterhalskrebs.

Doch bevor Panik aufkommt, lohnt sich ein Blick in die Statistik: Bleibt eine Infektion mit einem Hochrisiko-HPV über längere Zeit bestehen und kommt es zu Zellveränderungen, so bilden sich diese meistens von selbst zurück. Stärkere Zellveränderungen können indes tatsächlich zu Gebärmutterhalskrebs führen, wobei von der Infektion bis zu diesen gravierenden Zellveränderungen durchschnittlich zehn Jahre vergehen – genug Zeit, um diese beim gynäkologischen Pap-Abstrich rechtzeitig zu entdecken und therapeutisch einzugreifen.

In Deutschland erkranken laut offiziellen Statistiken jährlich zwölf von 100.000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs, in Österreich acht von 100.000 – von der Häufigkeit her befinden wir uns hier weit hinter Brust-, Darm- oder Lungenkrebs. Neben Gebärmutterhalskrebs können Hochrisiko-HPV zu Krebsvorstufen und in weiterer Folge Krebs im Bereich der Vulva, Vagina, des Mundrachens (Stichwort Oralsex), Anus oder Penis führen. Alle diese Krebsarten sind seltener als Gebärmutterhalskrebs und anders als dieser nur bei einem Teil auf eine HPV-Infektion rückführbar. Trägt man Niedrigrisiko-HPV in sich, können sich Feigwarzen ausbilden. Sie werden bei ein bis drei von hundert sexuell aktiven Personen gefunden und sind hoch ansteckend. Bei drei von zehn infizierten Personen heilen sie ohne Behandlung von selbst wieder ab.

Seit einigen Jahren kann man sich gegen manche der häufigsten HP-Viren impfen lassen. Die HPV-Impfung an sich wirft viele Fragen auf: Etwa ob sie gesundheitspolitisch sinnvoll ist (oder ob eher in bessere …