Von Katja Peglow

Ist der Indie-Rock wirklich tot, wie derzeit überall behauptet wird? Nein, in seiner besseren Ausformung wird er momentan nur eben häufiger von Frauen als von Jungs in zu engen Hosen gemacht. Eine von ihnen ist die 20-jährige Newcomerin Sophie Allison, angehende Lo-Fi-Indie-Queen aus Nashville. Unter ihrem Alias Soccer Mommy erspielte sie sich bereits eine ansehnliche Bandcamp-Fanbase und füllte mit ihren schrammeligen Indie-Kleinoden die Lücke, die in der US-amerikanischen Gitarrenmusik in der letzten Dekade entstanden ist.

© Shervin Lainez

Nachhören konnte man das auf der wunderbaren Compilation „Collection“ aus dem Vorjahr, einem Best-of ihrer in Eigenregie veröffentlichten Stücke, die in den besten Momenten an Liz Phair oder Katie Crutchfield erinnerte. Mit „Clean“ legt die Nordamerikanerin jetzt ihr „Debüt“ vor. Anders als der reduzierte Vorgänger ist es nicht im Alleingang oder im Schlafzimmer entstanden, sondern mit einer professionellen Band im Studio.

Ihrer Lo-Fi-Ästhetik ist sich die DIY-Musikerin dennoch treu geblieben: Nichts auf „Clean“ klingt überproduziert oder nach großer Rock-Geste. Im Gegenteil: Die zehn lässig produzierten Indie-Rock-Stücke eint eine charmante Schludrigkeit und aus der Zeit gefallene Slackerhaftigkeit, so als hätte Allison einfach nur einen besonders guten Tag mit ihrer Band im Proberaum gehabt.

Soccer Mommy „Clean“
(Fat Possum/Al!ve)

Toll wie in „Cool“ schmissiger Power-Pop auf bissige Teenage-Angst-Lyrik trifft oder Allison im rockigeren „Your Dog“ das wütende Indie-Gör gibt. Von diesem Rebel Girl lässt man sich nur zu gerne an die Leine nehmen.