Von Laura Méritt

Es ist eine Binsenweisheit: Keine andere Generation ist bislang mit einem so allseits verfügbaren Sexkonsum aufgewachsen. Junge Leute schauen heute viel früher Porno im Internet an und gelten damit als „Generation Porno“. In einer aktuellen Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur Jugendsexualität werden Pornos mit steigendem Alter (ab 14) als Infoquelle genannt. In einer anderen Studie der Universitäten Hohenheim und Münster mit 1048 Jugendlichen zwischen 14 und zwanzig Jahren sehen ein Drittel expliziten Hardcore. Hier werden sie mit stark stereotypen Bildern von Geschlecht und Sexualität konfrontiert, also was als „normaler“ Sex gilt und was als weibliches oder männliches Verhalten. Das Ganze passiert oft heimlich, die Inhalte werden dann alleine und ohne elterliche oder schulische Einflussnahme verarbeitet.

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In meinen Workshops zu alternativer, feministischer Pornografie, in denen auch immer wieder Menschen unter zwanzig anwesend sind, werden häufig ähnliche Fragen gestellt und Anmerkungen geäußert. Z. B., ob die darstellende Person ein Mann oder eine Frau sei. Oder dass sie mehr angemacht würden von „richtigem“ oder eindeutigerem Sex. Andere geben zu: „Ich bin gerade echt geplättet, weil mir selbst klar geworden ist, wie sehr ich Pornoposen nachspiele.“ Oder dass sie nicht wussten, dass Abspritzen ohne Höhepunkt geht – und dass das alle können. Insgesamt wird deutlich: Das Sprechen über Sex bleibt schwierig und die Aufklärung mangelhaft. Zwar wissen die Jugendlichen einiges über Verhütung, das Wissen zur kompletten Sexualanatomie, zu lustvoller Sexualität und positiver Darstellung von Sexualitäten bleibt hingegen mangelhaft.

Tatsächlich wären auch die Studien zur Jugendsexualität selbst zu hinterfragen. Etwa ihre Definition von Sexualität, die meist als „menschliche Triebstruktur“ mit „heterosexuellem Geschlechtsverkehr“ gleichgesetzt wird, auf das sich dann auch das sogenannte „erste Mal“ bezieht. Sex und Penispenetration wird in diesen Studien meist synonym verwendet. Das ist und bleibt eindimensional – und heteronormativ. Zu Sexualität in all ihrer Vielfalt, Konstruiertheit und gesellschaftlichen Einbettung wird zu wenig geforscht und zu wenig öffentlich vermittelt. In der Sexualität spiegeln sich gesellschaftliche Machtstrukturen, daher ist das Private politisch und Sex ein Dauerbrenner des Feminismus.

Sexualität (nicht Fortpflanzung) und sexuelle Kommunikation sind lebenswichtige Themen, die wie Mathematik gelehrt werden und keine Altersgrenze kennen sollten.
Vor allem die Frauengesundheitsbewegung betont das Einüben von Verhandeln, Konsens und Fairness als Grundprinzipien des Umgangs. Jugendlichen wäre in der…