Von Toby Ashraf

Treffen sich zwei Frauen in der New Yorker Riesenwohnung ihres Exmannes. Beide so: Gehört zur Hälfte mir. Beide so: Ich bleibe. So in etwa (aber auch nicht viel komplizierter) ist die Prämisse des neuen, ausschließlich englischsprachigen Films von Margarethe von Trotta, der mittlerweile 76-jährigen feministischen Grande Dame des deutschen Films („Rosa Luxemburg“, „Rosenstraße“ „Hannah Arendt“).

Katja Riemann als Maria (links) und Ingrid Bolsø Berdal als Jade (rechts) © Martin Valentin Menke

Die Altbewohnerin des übertriebenen (im Studio erbauten) Lofts: Jade (Ingrid Bolsø Berdal), ehemaliges Model, die gerade ihr eigenes Modelabel gründet. Sie ist nach der Trennung von Nick richtig fertig und ihre Rolle schnell zusammengefasst: nach außen tough, immer picobello und schickimickimäßig gekleidet mit „Der Teufel trägt Prada“-Attitüde auf der Arbeit. Und natürlich hat Jade eine Essstörung, weil sie ja immer in ihre Schickimicki-Kostümchen reinpassen muss. Als Figur hat sie – ebenso wie der gesamte Film – einen altmodischen Charme, aber nicht viel feministischen Appeal, obwohl später das Gegenteil behauptet wird.

Auftritt der Neubewohnerin und Exfrau Nummer zwei: Katja Riemann als Maria. Auch hier bleibt keine Frage lange offen: Typ Gegenteil, also alternative Germanistikprofessorin. Schafft es nicht, sich Wintermäntel in ihrer Größe zu kaufen, ist aber ansonsten patent und kann megalecker kochen, liest megaviel und ist superentspannt. Katja Riemann ist cool, daran soll hier bitte kein Zweifel entstehen.

Jade und Maria bekriegen sich nun recht zahm und unspektakulär in der Riesenbude, und nebenbei geht’s noch um den sexy Dorn im Auge: Caroline, junges Model und die Neue von Nick (lustige Besetzung: Katja Riemanns Tochter Paula). Klingt alles etwas gestrig und antiemanzipativ und ist es – trotz aller anfänglicher Unterhaltsamkeit – irgendwie auch.

Ein bisschen Nostalgie macht sich dennoch breit beim Gucken, denn bevor Pam Katz‘ Drehbuch alle Plausibilität abhandenkommt, suhlt man sich in den Reminiszenzen an 1990er-Filme oder -Serien wie „Der Club der Teufelinnen“ oder „Friends“. Auch hier schien Feminismus nur eine oberflächliche Folie, der Mann stand im Zentrum, und Politik wurde auf ein Minimum reduziert. Künstlich und weltfremd scheint dieser Film, will dann aber doch große Aussagen über reale Probleme machen.

„Forget About Nick“ DE 2017. DVD. Regie: Margarethe von Trotta. Mit: Katja Riemann, Ingrid Bolsø Berdal, Haluk Bilginer, Tinka Fürst u. a., 106 Min., erschienen bei Warner Bros.

Wenn viel zu spät über das Problem der Modewelt mit älteren Frauen gesprochen wird und ein Parfum mit dem Namen „Feminista“ ins Spiel kommt, muss man sich fragen, weshalb dieser Film einen Mann im Titel trägt (der in persona kaum vorkommt) und sich die beiden Frauen erst nach anderthalb Stunden mal so richtig als Menschen begegnen.

Der richtige, gewollt „leichte“ Ton wird in „Forget About Nick“ nur selten getroffen, aber dafür kann man auf der jetzt erschienenen DVD Katja Riemann auf Englisch und (sich selbst synchronisierend) auf Deutsch hören. Riemann kann nach wie vor Komödie, dass sie seit dreißig Jahren (!) im Geschäft ist und Margarethe von Trotta seit 43 Jahren (!) Filme macht, mag einer*m als feministisches Statement reichen, auch wenn es diesem Film bei aller guter Absicht nicht gelingen mag.