Von Noemi Y. Molitor

Der Tod der Schriftstellerin Ursula K. Le Guin Anfang des Jahres hat einen tiefen Riss im feministischen Raum-Zeit-Kontinuum hinterlassen. Zeitgleich zur Entstehung der Fernsehserie „Star Trek“ (ST), die mit James T. Kirk am Image des Macho-Captains festhielt, schrieb Le Guin Ende der 1960er-Jahre feministische Utopien, in denen Gender keine soziale Unterscheidungskategorie darstellt, und entwarf alternative Gesellschaftsordnungen von Sozialismus bis Anarchie.

Trost für das feministische Auge bietet die neue „ST“-Serie „Discovery“, die gut zehn Jahre vor Kirk, Spock & Uhura spielt. In einem übergeordneten Erzählbogen zeigt sie die Anfänge des Kriegs zwischen der Sternenflotte und einer wiedervereinigten Allianz klingonischer Häuser. Mit düsterem Look und einer bedrohlichen Atmosphäre schert sich „Discovery“ nicht allzu sehr um traditionalistische Prüftests und könnte auch als eigenständige Serie bestehen. Für Trekkies bietet sie aber genüssliche Anschlüsse und verleiht bekannten Widersprüchen des Genres neue Twists.

Das Problem des Anthropozentrismus, also der Idee, der Mensch sei das Zentrum der

Welt – oder der Galaxis –, steht gleich zu Beginn im Zentrum der Serie. Der erste Satz fällt auf Klingonisch: „Wir kommen in Frieden“, das Credo der Sternenflotte, ist aus Sicht der Klingonen ein missionarischer Köder. Auch im Weltraum ist „Entdeckung“ nie unschuldig. Anders als ihre Vorgänger ist „Discovery“ mehrsprachig und nicht auf einen Captain als Hauptfigur ausgerichtet, ja nicht einmal auf ein Universum.

Schon die Besetzung macht die Serie sehenswert: Michelle Yeoh („Crouching Tiger, Hiddon Dragon“) spielt Philippa Georgiou, Captain der USS Shenzhou. Ihr Schiff ist zunächst Schauplatz, bis die USS Discovery unter dem martialischen Captain Lorca (Jason Isaacs) auf den Plan tritt. Die Handlung aber wird aus der Sicht von Captain Georgious „Number One“ erzählt: Erster Offizier Michael Burnham wuchs als menschliche Pflegetochter von Spocks Vater Sarek auf Vulkan auf. Sonequa Martin-Green („The Walking Dead“) ist nach Nichell…