Von Christina Mohr

Interessant, dass Tanya Donnelly mit ihrer Band Belly im selben Jahr ein neues Album herausbringt wie The Breeders: Donnelly gründete 1990 mit den Deal-Schwestern die Breeders, stieg allerdings ein Jahr später schon wieder aus, um mit Belly weiterzumachen – als Bandleaderin, nicht eine von vieren. Belly wurden mit ihrem Album „Star“ und dem Hit „Feed The Tree“ für kurze Zeit sehr erfolgreich, viel erfolgreicher als die legendären Throwing Muses, die erste Band von Tanya Donnelly und ihrer Halbschwester Kristin Hersh.

© Missing Piece

1997 trennten sich Belly, und Tanya startete ihre Solokarriere – ein bewegtes Künstlerinnenleben also. Doch Belly waren nicht vergessen: Ab 2016 trafen sich die Originalmitglieder Gail Greenwood (Bass), Tom Gorman (Gitarre), sein Bruder Chris (Schlagzeug) und natürlich Sängerin und Leadgitarristin Tanya wieder für gemeinsame Auftritte und Studiosessions. An ein neues Album mochte niemand wirklich glauben – aber hier ist es, 23 Jahre nach der letzten Platte „King“ und klingt so frisch und gut, als hätten Belly nie pausiert.

Alles ist wieder da: der unverkennbare Indierock-Post-Grunge-Gitarrensound, melodisch, euphorisch, tough, aber auch schwebend leicht und psychedelisch, angereichert mit Country-, Folk-, orchestralen und elektronischen Elementen. Klar, „Dove“ erinnert an die 1990er, aber allzu nostalgisch wird es bei Belly nicht – die Band klingt heute sogar viel besser klingt als vor über zwanzig Jahren, definierter und selbstbewusster.

Das liegt natürlich auch an Tanya Donnellys Vocals, die zart oder zupackend, soft oder scharf sein können, immer passend zu den Lyrics: Im Trennungssong „Suffer The Fools“ schickt sie dem Ex ein bitteres „Keep on pissing me off“ hinterher, im bedrohlich wirkenden „Army Of Clay“ ist Donnellys Stimme so schneidend wie eine Rasierklinge.

Belly „Dove“
(Belly Touring/Membran/H’art)

Und noch immer können Belly Hits aus dem Ärmel schütteln: Songs wie „Shiny One“ und „Faceless“ sind unwiderstehliche Collegepop-Perlen, die sich sofort in Ohr und Herz einnisten. Ein ganz kleines bisschen nostalgisch sind Belly dann doch: Mit „Starryeyed“ versteckt sich ein Bonustrack auf dem Album, wie einst in den Neunzigerjahren, als die CD noch Neuland war.