Von Verena Reygers

„I’m gonna throw you all off me / Like a mechanical bull and you’ll be sorry“, singt Stella Donnelly im Opener ihrer sechs Songs umfassenden Debüt-EP. Ein monoton durchdringender Gitarrenakkord zeugt von Entschlossenheit, der trotzige, sich zum Ende hin zum Geschrei steigernde Gesang ebenso. Die Australierin tut gut daran, „Thrush Metal“ mit diesem entschlossenen Stück zu beginnen. Denn oft genug täuschen Akustikgitarre und die warm einlullende Stimme der 25-Jährigen über das feministische Potenzial ihrer Songs hinweg.

© Secretly Canadian

Da muss man bei „Boys Will Be Boys“ schon genauer hinhören, um den Song als Angriff auf Täter und Mittäter sexualisierter Gewalt zu erkennen. Aber zum einen ist das die Stärke der Musikerin, mit freundlichem Songwriter*innenpop hässlichen Gegebenheiten den Kampf anzusagen, zum anderen zeigt sich immer mal wieder ihre Wut in der latenten Bedrohlichkeit, die in ihren Songs lauert. Die Zurückhaltung, die Donnelly vordergründig zeigt, ist womöglich auch ihrem früheren Anspruch geschuldet, eigentlich nur Musik fürs nähere Umfeld zu machen.

Stella Donnelly „Thrush Metal“
(Secretly Canadian/Cargo)

Die Tapes, die die Musikerin von ihren ersten Songs aufnahm, sollten eigentlich bloß im Familien- und Freund*innenkreis die Runde machen. Stattdessen begeisterte die Musikerin beim SXSW in Austin und tourte durch die USA. Danach folgten ein Plattenvertrag und nun ihre erste Veröffentlichung. Wer Donnelly live erlebt, die*der weiß, dass sie definitiv das Zeug zur Rampensau hat – auf der Bühne ist sie witzig, eloquent und mit ordentlich Wumms unterwegs.