Interview: Lena Völkening

Als Inspiration für deine Ausstellung hat u. a. der „Rosenroman“ aus dem 13. Jahrhundert gedient. Wie Frauen darin dargestellt werden, hat eine Debatte ausgelöst. Wie kamst du auf das Thema?
Natalie Häusler: Der „Roman de la Rose“ ist ein langes Gedicht aus dem Mittelalter, das in die Kunst der Liebe einführen sollte. Dieser Text hat die Schriftstellerin und Philosophin Christine de Pizan dazu veranlasst, bereits 1399 eine der ersten Formen feministischer Literaturkritik zu formulieren – in Gedichtform und mit einem eigenen Buch. Ich mag diese Art der produktiven Interaktion mit den Texten anderer. Ich habe die Verwendung von Personifikationen aus dem „Roman de la Rose“ in einem Environment aufgegriffen, das sich aus weiblicher Perspektive mit verschiedenen Geisteszuständen auseinandersetzt.

Collage Missy Magazine/Ivo Faber

Eine andere Kunstinstallation bezieht sich auf die Geschichte von Batseba. Was ist deine neue Version dieser Geschichte?
Diese Geschichte aus dem Alten Testament wurde oft in der Kunstgeschichte dargestellt. Im biblischen Originaltext hat Batseba eine betont passive Rolle, ihre Figur jedoch führt zu radikalen Veränderungen in der Geschichte. Ich habe eine Art Fantasy/Sci-fi-Version geschrieben, in der sich Batseba, statt eine Affäre mit König David zu beginnen, dafür entscheidet, zum Grund des Pools zu tauchen, in dem sie badet. Während König David am Rand des Pools wartet, taucht sie unter und findet sich auf unerklärliche Weise in der Orangerie in Paris wieder, einem speziell für die Ausstellung der Seerosen von Monet angepassten Museums. …