Protokoll: Sonja Eismann

Annett Buschs Zwischenlandung in Mittelnorwegen begann vor etwa drei Jahren. Family Affairs und Forschungsfinanzierung haben die Wissenschaftlerin nach Trondheim verschlagen. Ihre norwegische Koautorin, Ratgeberin und Mitstreiterin Mari Sanden ist von Stavanger vor sieben Jahren hierher gezogen, um an der Trondheim Academy of Fine Art ihren Master zu machen. Die Kunstakademie ist ihre gemeinsame Schnittmenge, eine wohltuend abwechslungsreiche, internationale Durchgangszone in einer Stadt mit einer riesigen Universität und einer ausufernden Suburbia. Doch trotz fehlender Urbanität und Subkultur materialisiert sich in der gemeinsamen Begegnung mit überraschenden Kunst-Spaces, köstlichem Kaffee und klarem Fjordwasser die norwegische Definition von Glück ziemlich deutlich. Und dass hier das Glück liegt, sagt auch die Statistik.

© Annett Busch

Ausflüge
Die Seeluft macht wach, der Fjord ist klar und kalt. Die Alltagswege sind in Trondheim alle mit dem Fahrrad zu bestreiten. Natur ist immer da oder leicht mit der letzten verbliebenen Straßenbahn zu erreichen, der Linie 1: bis zur Endstation nach Lian, von dort kann man stundenlang von See zu See durch die Wälder laufen.

Kunst und Kino
Mangel schafft Möglichkeiten: Wer hier etwas auf die Beine stellt, kann auf sein Publikum zählen. Die Stadt lässt sich als Laboratorium begreifen. Einer dieser experimentierfreudigen Orte ist RAKE, Arbeitsraum und Showroom für zeitgenössische Kunst: ein komplett aus alten Fenstern erbauter, halbwegs beweglicher 50-m2-Kubus.
Weniger mobil, aber nicht weniger spannend stellt sich Galleri KiT dar. Geheimtipp für

Liebhaber*innen dänischen Designs: Im Untergeschossdes Nordenfjeldske
Kunstindustrimuseum wird mit Interior 52 dauerhaft ein von Finn Juhl eigens für das Industriemuseum entworfener Büroraum der 1950er-Jahre ausgestellt. Wer das Kino bevorzugt: Der Trondheim Filmklubb zeigt in der Cinemateket wöchentlich internationale Indie-Klassiker.

Kaffee und Bücher
Die schmerzhafte Abwesenheit einer gut sortierten Buchhandlung wird ansatzweise durch das Litteraturhuset kompensiert, direkt neben der Kunsthalle<…