Von Rûken Hunermend

Eine Filmvorführung in einem ehemals linken Café in Berlin-Kreuzberg, vor ungefähr vier Jahren. Gezeigt wird ein Dokumentarfilm, der den Kampf der kurdischen Frauenguerilla in Nordsyrien, Rojava protokolliert. Im Publikum sitzen vor allem weiße, linke cis Männer. „Werden jetzt nur die schönsten Frauen aus der kurdischen Frauenmiliz YPJ (Yekîneyên Parastina Jin, Anm.) gezeigt?“, fragt mich eine kurdische Freundin. Auch sie merkt, dass hier mit der medialen Repräsentation des weiblichen Körpers und ihrer Wahrnehmung etwas nicht stimmt.

Als der sogenannte IS mit der systematischen Vertreibung und Auslöschung der Kurd*innen begonnen hat, haben sich sofort Kampfeinheiten gebildet, um die Zivilbevölkerung zu schützen und die Terroristen zu vertreiben. Die Kämpferinnen der YPJ haben international mediale Aufmerksamkeit erfahren, weil sich die zumeist jungen

Frauen, idealisiert als „wilde Amazon*innen“, völlig furchtlos dem Kampf gegen die Dschihadisten gewidmet haben.

Einem Kampf, der auch in der hiesigen Diaspora, wenn auch in einem komplett anderen Kontext und mit anderen Waffen, weitergeht. Nicht alle Kurd*innen sind Muslime und müssen sich auch in Westeuropa gegen dieselbe Diskriminierung wehren – was die weiße Linke wiederum gerne nutzt, um ihre antimuslimischen Ressentiments loszuwerden. Mal davon abgesehen, dass panarabistische Romantisierungen Kurd*innen außen vor bzw. sie schlicht nicht existieren lassen. Will sagen: Solidarische Bündnisse zwischen Communitys of Color – insbesondere zwischen Kurd*innen, Araber*innen, Iraner*innen und Türk*innen – zu schaffen, ist kaum möglich. Genug Gründe also, den eigenen White-Saviour-Komplex auszuleben und die „armen Kurd*innen“ schnell vor den Besatzer*innenmächten (den bösen Iraker*innen, …