Männer: Mischt euch ein!
Von
Von Sibel Schick
Lena, die Schwester meiner Mitbewohnerin, hat sich auf einen Stuhl in unserer Küche gesetzt und eine Packung Kekse aus ihrer Tasche geholt. Als sie die Packung auf den Küchentisch legte, haben meine Mitbewohnerin und ich Laute von Begeisterung von uns gegeben. Kekse. Lecker. „Als ich in den Späti lief, hat mich ein Typ blöd angemacht. Ich musste mich ganz schnell entscheiden, welche Kekse ich kaufen möchte, und schnell weg gehen.“ Als ich ihre Erfahrung auf Twitter schrieb, hat sich ein Freund bei mir gemeldet: „Männer, die auf der Straße belästigen, sind nur eine laute Minderheit.“
Das Problem ist jedoch, dass dem Rest, also dieser angeblich schweigenden Mehrheit der Männer, sexuelle Belästigung einfach egal ist.
Vor dem Späti bei mir um die Ecke sitzen inzwischen viele Hipster. Fast jedes Mal, wenn ich einkaufen gehe, werde ich von irgendwelchen Männern belästigt, die da rumstehen. Die Hipster, die das Ganze mitbekommen, ignorieren das konsequent, genauso wie der Späti-Besitzer. Lena läuft inzwischen einen Umweg zum Späti, um eine bestimmte Straße zu vermeiden, wo sie ständig belästigt wird. Umwege zu laufen oder die Straßenseite zu wechseln, um nicht belästigt zu werden, ist Normalität unter Frauen.
Am 26. August twitterte Şeyda Kurt, eine „ze.tt“-Redakteurin, dass auch sie immer einen Umweg läuft, um eine Männertruppe zu vermeiden. Sie berichtet von Belästigung per Körpersprache wie verstörende Blicke, aber auch, dass ihr schon mal Sachen hinterhergerufen wurden. Jetzt hält sie sich fern…