Interview: Hengameh Yaghoobifarah

Schweden gilt seit jeher als vorbildliches Land in Sachen Gleichberechtigung, erfolgreiche Teilhabe von Migrant*innen und linksliberale Politik. Dieses Image stellt sich aber schnell als verklärte Projektion heraus, sobald Queerfeminist*innen und antirassistische Aktivist*innen zu Wort kommen. Denn seit 2010 macht sich im Parlament die rechtspopulistische Partei der Schwedendemokraten (Sverigedemokraterna, SD) breit und das mit wachsender Stärke. Bei den jüngsten Parlamentswahlen im September wurden sie bereits zum zweiten Mal zur drittstärksten Partei gewählt. Ihre Nähe zu Neonazis ist offensichtlich, obwohl sie sich rhetorisch stets von „Extremismus jeder Art“ distanzieren und als freundliche, moderne Partei inszenieren, nicht zuletzt durch ihren 39-jährigen Parteichef Jimmie Åkersson, der seit der Parteigründung 1988 aktiv ist und zum Gesicht der SD avanciert ist. Das skandinavische Faible für aufgeräumtes, zeitgeistiges Design macht sich die Partei definitiv zunutze – so erinnert ihr visueller Auftritt mehr an ein neoliberales Wirtschaftsunternehmen als an die althergebrachte Ästhetik faschistischer Bewegungen.

© Johanna Benz

An einem verregneten Septembertag treffe ich die*den Aktivist*in, Journalist*in und Referent*in Nazli Moloudi in Malmö. Durch queere antirassistische Facebook-Gruppen bin ich vor einigen Jahren auf Nazlis politische Arbeit aufmerksam geworden. Als ich ein wenig verspätet in das kleine Café in Malmös alternativem Viertel komme, sitzt Nazli in bequemen Sportleggings und riesigem Pulli vor dem großen Fenster und liest etwas auf ihrem*seinem Smartphone.

„Reihe gegen rechts“
Quer durch Europa bestimmen heute rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien die Politik mit. Nicht nur ihre Wahlerfolge, auch die fehlende Abgrenzung anderer Parteien haben vielerorts die politische Landschaft weit n…