Ungarn: „Seit Orbán an der Macht ist, sehen wir mehr Empörung“
Von
Von Judith Langowski
Mit Frauenthemen beschäftige er sich nicht. An diesen Satz ihres Premierministers Viktor Orbán erinnern sich viele Frauen in Ungarn. Damit beantwortete er die Frage, warum die erfahrene Diplomatin Réka Szemerkényi 2017 ihren Posten als ungarische Botschafterin in Washington für einen ehemaligen Pharmalobbyisten räumen musste. Der Grund für Szemerkényis Austausch war wohl, dass sie die ungarische Regierung im Streitfall gegen die amerikanisch-ungarische Central European University nicht streng genug verteidigte.
Nepotismus gemischt mit einer guten Dosis Sexismus: Anhand dieser Anekdote sieht man, wie Politik unter dem national-konservativen Regime der Regierung Orbán seit acht Jahren in Ungarn funktioniert. Frauen haben hier wenig bis keine Macht. Erst 2018, in seiner dritten aufeinander folgenden Legislaturperiode, hat Orbán eine Frau zur Ministerin ernannt. Lediglich elf Prozent der Abgeordneten im Parlament sind Frauen – damit belegt Ungarn weltweit den 148. Platz. Das wirkt sich auch auf die Politik der Regierung aus. Die Genderforscherin Anna Azarova hat Orbáns Reden analysiert: Nur wenn sie der nationalen Rhetorik dienen, wenn sie als Mütter wichtig für die Nation sind, spreche der Premierminister über Frauen. Andere Regierungsmitglieder bestätigen dieses Muster, etwa wenn sie Frauen anordnen, das „Karpatenbecken vollzugebären“, oder erwarten, dass die größte Erfüllung jeder Frau in ihrem Leben sein soll, Großmutter zu werden.
„Reihe gegen rechts“
Teile diesen Artikel