Von Ina Holev

Einer meiner Lieblingsfilme war dieses Jahr „Call Me By Your Name“. Der Film wird für seine sommerlich inszenierte, schwule Coming-of-Age-Geschichte gefeiert. Mich hat ein ganz anderer Aspekt berührt: Ich erinnere mich an die Einstellung, in der dieses ganz besondere Schmuckstück, in der Sonne glänzt. Jüdische Personen, die in einem kleinen, katholisch geprägten Dorf in Italien sichtbar ihren Davidstern tragen!

© Shutterstock/Roman Yanushevsky

Ich bin nicht religös, aber ich würde manchmal gerne einen Davidstern tragen. Ich möchte einen Teil meiner Kultur und Geschichte offenbaren. Ich möchte zeigen: Wir sind noch und wir sind wieder hier.

Es soll in Deutschland mehr geben als nur Erinnerung an ermordete Jüdinnen*Juden. Ich will sichtbar werden, wie auch Missy-Kolumnistin Debora Antmann es bei einem ihrer Vorträge beschreibt. Das Tragen eines Davidsterns ist eine widerständige Strategie in einem Land, wo provokativ Kreuze aufgehängt werden – und somit das „Jüdisch“ einer behaupteten jüdisch-christlichen Kultur einfach ausgelöscht wird.

Doch das „Sichtbar-Werden“ erfordert Mut. Es bedeutet, angreifbar zu sein. Ganz egal, aus welchem Lager der Hass stammt. Unsichtbarkeit schützt dagegen. Wie positioniere ich mich aber als weiß gelesene jüdische Person in Zeiten, wo viele People of Color angegriffen und gejagt werden? Ich kann mich im Gegensatz zu vielen hypersichtbaren Personen of Color an den meisten Orten de…