Gegen sexistischen Bullshit

Das Frauennetzwerk Sorority liefert schlagkräftige Argumente für die nächste Stammtischrunde.

Von Brigitte Theißl 

Auch komplexen Themen kann man sich durchaus häppchenweise nähern. Das österreichische Frauennetzwerk Sorority macht mit ihrem „Handbuch gegen sexistische Stammtischweisheiten“ vor, wie das geht: In dem kleinen, aber feinen Band wird die Logik von Stammtischparolen – auch Bullshit genannt – erklärt und anhand von konkreten Beispielen entkräftet.

© Kremayr & Scheriau

Das Buch macht allein aufgrund der grafischen Gestaltung Lust aufs Lesen und Immer-wieder-in-die-Hand-Nehmen, zwischen die kurz gehaltenen Texte mischen sich Zitate berühmter Frauen, eine (natürlich großartige) Zeichnung von Stefanie Sargnagel und zahlreiche Illustrationen (die mit einer zusätzlichen Portion Vielfalt in der Darstellung noch mehr Freude machen würden).

Ganz im Sinne der Sorority, die sich als „Verein zur branchenübergreifenden Vernetzung und Karriereförderung von Frauen* in Österreich“ versteht, fokussieren die Themen auf Gleichstellung am Arbeitsmarkt bzw. Erwerbsarbeit in hochqualifizierten Jobs: etwa Quoten, Frauen in Führungspositionen, Frauenförderung in Unternehmen und Karriere mit Kind. Aber auch Grundsätzliches wird besprochen: Die Ökonominnen Erza Aruqaj und Katharina Mader geben einen wunderbar kompakten Einblick in die verschiedenen Berechnungsarten des Gender Pay Gaps, der Psychologe Romeo Bissuti erklärt pointiert, warum die Aussage „Mittlerweile werden Männer diskriminiert“ Unsinn ist, und die Soziologin Laura Wiesböck macht deutlich, dass Humanismus keineswegs die feinere Variante des Feminismus ist.

Sorority (Hg.) „No More Bullshit. Das Handbuch gegen sexistische Stammtischweisheiten“
Kremayr & Scheriau, 176 S., 19,90 Euro

Lediglich der Beitrag von Anne Maria Möller-Leimkühler stößt etwas sauer auf: Mit Biologie und Sozialwissenschaft argumentiert sie gegen die Behauptung, dass Männer das „starke Geschlecht“ seien, die komplexe und auch von feministischen Biolog*innen aufgearbeitete Hirnforschung fasst sie dabei sehr verallgemeinernd zusammen. Dass es auf der Ebene der Chromosomen eben nicht nur XX und XY gibt, blendet sie ebenso aus wie die soziale Herkunft und andere für Geschlechterunterschiede relevante Faktoren. Entstanden ist das Buch übrigens im Zuge der Veranstaltungsreihe „No More Bullshit!“, bei der hartnäckige Vorurteile rund um Feminismus und Geschlechterrollen hinterfragt und widerlegt wurden. Tipp: „Feminismus ist mir zu extrem“-Kolleg*innen auf den Schreibtisch legen.

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