Von Ella Carina Werner
Illustration: Moshtari Hilal

Ein bisschen seltsam wirkt sie ja schon, wie sie sich durch die Welt bewegt, in ihren selbst geschneiderten Kleidern aus Jeansresten oder recycelten Topflappen; mit den Löchern in den schockfarbenen Strumpfhosen, der Streberinnenbrille und den verschwenderisch blutrot bemalten Lippen. Und natürlich, wo sie steht und sich breitmacht: immer Womanspreading, ob im rauchigen Konzertkeller oder in der S-Bahn.

Missy setzt auf Seilschaften und liebt es, sich mit anderen Feminist*innen zu verbünden. Schwestern, zur Sonne, zur Freiheit – Hand in Hand ins Matriarchat! Leider sind nicht alle anderen Mädels genau ihr Ding. Petra, Bella oder Jolie z. B., die ihre Tage mit Low-Carb-Diät und Selbsthass verbummfideln, beispielsweise nicht. Missy futtert lieber Pommes Schranke, Banana Split und Christstollen, schön dick mit Butter. Ihre Hobbys sind Genitalien aus Glaswolle häkeln und cis Männer diskriminieren, am liebsten so viele wie möglich. Klar ist Missy eine Emanze. Was denn sonst! Und würde auch lila Latzhosen tragen, aber nur zu Hotpants abgeschnitten.

© Moshtari Hilal

Ihr Verhältnis zu Jungs: geht so. Missy mag nicht alle Jungs. Und nicht alle Jungs mögen sie. Manche meinen, sie sei eine nerdige, nervige Männerhasserin. Dass der naseweise Backfisch gerade mal erst zehn ist – altersmäßig zwischen Lisa Simpson und Buffy the Vampire Slayer, beides Schwestern im Geiste –, ist schon ziemlich erstaunlich. Weiß sie doch mit zehn Jahren schon ganz gut über das Leben Bescheid. Bei Schlüsselthemen wie Popkultur, Mösendampfbädern, Politik oder kreativen Verhütungsmethoden fachsimpelt sie souverän mit. Missy redet gern. Und viel. Und das ist auch gut so.

Happy Birthday, Missy! Und spar dir die Zukunftsängste. Auch wenn ab elf, zwölf Lebensjahren die harten, pubertären Jahre kommen: Pickel, Zahnspange, Welt- und Regelschmerz. Aber das wirst du mit Sicherheit locker meistern.

Dieser Text erschien zuerst in Missy 05/18.