Von Stefanie Lohaus

Wir schreiben das Jahr 2006. Feministische Debatten sind außerhalb von „Emma“, akademischen Zusammenhängen, linken feministischen Gruppen und Gleichstellungseinrichtungen eher selten anzutreffen, erst recht die öffentlichkeitswirksamen. Stattdessen steht ein neokonservativer, antifeministischer und biologistisch argumentierender Backlash im Raum. Schon zwei Jahre zuvor malte der Publizist Frank Schirrmacher in seinem Buch „Das Methusalem-Komplott“ eine Horrorversion der Zukunft in einer überalterten Gesellschaft an die Wand. Die Schuldigen waren schnell ausgemacht: die Frauen, denen Karriere und Selbstverwirklichung wichtiger waren als ihre „natürliche Bestimmung“, das Gebären. Die – mittlerweile entlassene – NDR-Nachrichtensprecherin und Moderatorin Eva Herman veröffentlicht 2006 ihr antifeministisches Sachbuch „Das Eva-Prinzip“, in dem sie die Rückkehr der Frau an den Herd propagiert. Gleichzeitig zeigen die neuesten Statistiken, dass die sogenannte Gehaltsschere, der Gender Pay Gap, gestiegen ist, dass 31 Prozent der alleinerziehenden Mütter von Hartz IV leben, dass fehlende Kinderbetreuung ein ungelöstes Problem für Millionen von Familien darstellt und sich die Chefetagen egal welcher Branche wie eh und je männlich gerieren. In einem Special in der Zeitung „Die Zeit“ forderten 15 Frauen verschiedenen Alters, darunter die TV-Komikerin Anke Engelke, die Schauspielerin Sandra Hüller, die CDU-Politikerin Kristina Schröder und die Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich, daraufhin einen „neuen Feminismus“. „Die Frauen haben sich angestrengt – die Hälfte von allem haben sie trotzdem nicht“, fasst „Zeit“-Redakteurin Heike Faller die Gefühlslage der damaligen Zeit zusammen.

Viele Frauen merken: Hier läuft etwas schief – und trotzdem wären sie nie im Leben auf die Idee gekommen, sich Feministin zu nennen, weil sie dem antifeministischen Mantra des

„Es ist doch schon alles erreicht, wir dürfen wählen, arbeiten und Sex haben, mit wem wir wollen, was jammert ihr also noch?“ auf den Leim gegangen sind. Es ist also wenig verwunderlich, dass die neuen feministischen Publikationen, die in den Jahren 2006 bis 2009 als Reaktion auf die konservativen Debatten wie Pilze aus dem Boden schießen, sich erst mal daran abarbeiten, „dem Feminismus“ ein neues Image zu verpassen. So wie Thea Dorns „Die neue F-Klasse. Wie die Zukunft von Frauen gemacht wird“. Oder Barbara Bierachs und Heiner Thorborgs „Oben ohne. Warum es keine Frauen in unseren Chefetagen gibt“. Oder Mirja Stöckers „Das F-Wort. Feminismus ist sexy“. Oder: „Wir Alphamädchen. Warum Feminismus das Leben schöner macht“ von Meredith Haaf, Susanne Klingner und Barbara Streidl.

Dass Feminismus in Deutschland ein unbehaglicher Begriff ist, merkt man schon den Titeln der Bücher an. Nicht umsonst schreiben Autorinnen wie Stöcker oder D…