Von Friederike Mehl

Leïla Slimanis Managerin hat schlechte Nachrichten: Die Autorin sei sehr beschäftigt. Ihr dritter Roman befinde sich in einer stressigen Phase. Sie habe alle Termine abgesagt. Es überrascht kaum, dass Verabredungen mit Slimani heiß umkämpft sind. Die Karriere der 36-Jährigen läuft derzeit auf Hochtouren.

2014 erschien ihr Debütroman „Dans le jardin de l’ogre“ (übersetzt „Im Garten des Menschenfressers“), der von einer sexsüchtigen Frau erzählt. Bereits zwei Jahre später überschlugen sich die Ereignisse. Ihr Thriller „Dann schlaf auch du“ brachte Slimani 2016 neben phänomenalen Verkaufszahlen den Prix Goncourt ein, einen der wichtigsten Literaturpreise in Frankreich. Bald darauf bot ihr Staatspräsident Emmanuel Macron (nachdem sie, so wird gemunkelt, die Rolle der Kulturministerin ausgeschlagen hatte) den Posten der „Botschafterin der Frankophonie“, der Organisation französischsprachiger Länder, an. Slimani sagte zu.

International gefeierte Bestsellerautorin, Politikerin, zweifache Mutter – Leïla Slimani ist

umtriebig. Das kommt ungelegen für ihre Verleger*innen in Deutschland. Erscheinen doch im Herbst gleich zwei ihrer Werke auf Deutsch: der Band „Sex und Lügen“ (btb) und der daran angelehnte Comic „Hand aufs Herz“ (avant-verlag) von der Zeichnerin Laetitia Coryn, koloriert von Sandra Desmazières.

Die Idee zu „Sex und Lügen“ kam Slimani während einer Lesereise mit „Dans le jardin de l’ogre“ durch Marokko, das Land, in dem sie aufgewachsen ist, bevor sie im Alter von 17 Jahren nach Frankreich migrierte. Ihr sei aufgefallen, wie sehr sich das Publikum für das Thema Sexualität interessiere, schreibt Slimani im Vorwort des Bandes. „Nach den Lesungen kamen viele Frauen zu mir und wollten mit mir sprechen, mir ihre Geschichten erzählen.“ Das Buch dokumentiert die Stimmen dieser Leser*innen und fügt weitere hinzu. „Ihre Worte sind es, die ich (…) weitergeben möchte als eindringliches Zeugnis unserer Zeit, aber auch ihres geteilten Lei…