Von Bianca Jankovska
Der Erfolg des ersten Mothers-Albums “When You Walk A Long Distance You Are Tired” (2016) hat nach monatelangem Touren einen hörbaren Reflexionsprozess bei Band-Leaderin Kristine Leschper ausgelöst. Als “hässlich und auf der Suche nach Bestätigung durch diese selbst ” beschreibt sie ihre eigene Arbeitsweise und verarbeitet diese in subtil-ironischen Tracks wie “IT IS A PLEASURE TO BE HERE”.

Anders als beim Debüt rotiert “Render Another Ugly Method” weniger um die persönlichen Erfahrungen Leschpers, sondern exponiert das große Ganze: Macht und Machtlosigkeit, die Flucht vor dem eigenen Körper, Verletzlichkeit. Prozesse, die die Koppelung des persönlichen Werts an das eigene kreative Schaffen begünstigen, stehen im Fokus der subtilen Debatte, mit der Mothers ihre Zuhörer*innen konfrontieren.
So kommen die einzelnen Tracks wie ein aufklärerischer Twitter-Thread daher: hart, aber konsistent im Stil, progressiv im Aufbau und nervös vor sich hinzuckelnd gegen Ende. Während die Band versucht, dem geduldigen Fan mit experimenteller Prosa (“And I think of babies born, first scream into infinity”) eine erweiterte Sicht auf ihre Umgebung zu ermöglichen, bleibt das auf der Strecke, was “When You Walk …” zum Klassiker in jeder left-wing Indie-Plattensammlung machte: Persönlichkeit.
Mothers “Render Another Ugly Method”
(Anti-/Indigo)
Stellenweise ruckelt die Platte trotz oder gerade aufgrund ihrer neuen polyrhythmischen Einflüsse ziellos vor sich her und möchte mit verzerrten Gitarren mehr ausdrücken, als drin ist. Wer sich nicht ausführlich mit dem Album beschäftigt, wird es nicht verstehen. Wer auf die Suche nach melodischen Höhepunkten geht, muss suchen. Wenn eines trotz des hohen musikalischen Anspruchs fehlt, dann Zugänglichkeit.