Hanna Herbst hat ein feministisches Buch geschrieben. Diese Tatsache verwundert genauso wenig wie der Rundumschlag, zu dem die ehemalige stellvertretende Chefredakteurin von „VICE Austria“ und Co-Chefredakteurin der „Liga“ in ihrem Debüt ausholt. Verteilt auf acht knackige Kapitel beschäftigt sie sich in „Feministin sagt man nicht“ mit der Komplizenschaft von Frauen am Erhalt des Patriarchats, mit Körperwahn und Pornografie sowie mit der Machtverteilung innerhalb der Gesellschaft und Hassbotschaften im Internet.

© Ingo Petramer

Der rote Faden durch all diese Themenfelder ist ihr eigenes Leben, beginnend mit Herbsts Kindheit. Durch den Umzug von Deutschland nach Österreich wurde das bis dahin mutige Mädchen schüchtern. Durch das Vorbild ihres Bruders, der seine Ziegenfellmütze stolz in der Schule trug, lernte sie nach und nach (wieder), dass es egal ist, was andere denken. Dann folgte allerdings eine Pubertät, in der auch sie sich anpasste, dem Druck nachgab und sich von ihrem Boyfriend manipulieren ließ. Vieles, was Hanna Herbst erzählt, scheint vertraut – egal, ob man es nun selbst erlebt oder von Freund*innen gehört hat.

Anhand ihrer autobiografischen Schilderungen leitet Herbst immer geschickt zur Geschichtsstunde über und verbindet ihr Leben und die politische Gegenwart in Zeiten von Trump und #MeToo problemlos mit den Suffragetten, dem Kampf um das Recht auf Abtreibung oder den Bundestagsdebatten aus den 1980ern, in denen die Grünen Vergewaltigung in der Ehe als Straftatbestand einforderten.

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