Von Lisa Tracy Michalik

Warmes Licht, eine Person posiert. Sie scheint zu glühen, als wäre sie selber die Quelle des roten Lichts. Mal ist ihr Blick zum Boden gesenkt, dann durchbricht er die vierte Wand und ist direkt auf uns Zuschauende gerichtet. Ein langsamer, verführerischer Tanz. Doch die Person tanzt nicht für uns, sondern für sich selbst. Das nächste Bild: Der*die Protagonist*in trägt einen großen goldenen Ring und hält ihn in die Kamera. Darauf ist zu lesen: „Jam“. Zwei Personen tanzen eng umschlungen. Sie erscheinen ganz nah, verstärkt auch durch die Homevideo-Ästhetik mit körnigem Bild und Zeitstempel. Im Video zum Song „Transome“ lädt uns die*der in Berlin lebende*r Künstler*in und Musiker*in Jam Rostron alias Planning­torock dazu ein, privaten und intimen Momenten beizuwohnen.

Jam und ich führen dieses Interview per Skype, aber im Skypefenster sehe ich nur das Logo von Jams Label Human Level. „Hey Lisa, ich versuche nicht, irgendwie mysteriös zu wirken. Meine Kamera ist leider kaputt“, sagt Jam lachend zu Anfang unseres Gesprächs. Jam identifiziert sich als genderqueere Person, „Transome“ nimmt Bezug auf Jams geschlechtliche Transition. „Meine Transition verläuft nicht linear und ist nicht-binär“, erklärt Planningtorock mir. Wir unterhalten uns darüber, welche Relevanz Sprache

insbesondere für queere Personen hat. „Oft wurde es uns verweigert, uns selbst auf eine Art und Weise zu bezeichnen, mit der wir uns wohl und richtig repräsentiert fühlen. Meine Pronomen lauten they / them / their. Das gibt es so noch nicht auf Deutsch, deshalb ist es ein wenig knifflig, mit der deutschen Sprache klarzukommen.“ Deswegen frage ich Jam in unserem Gespräch auch, welche Pronomen ich für diesen Text verwenden soll. „Mir gefallen xier / xies / dier-Pronomen“, schreibt xier mir nach unserem Gespräch.

©Goodyn Green

Der Neologismus „Transome“ ist Planningtorocks persönliche Erweiterung von trans, xies ganz individuelles Transsein. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen dieses starken persönlichen Bezug…