Von Katja Peglow

In der Numerologie gilt die Acht als Zahl der Regeneration und Auferstehung. Ob beabsichtigt oder nicht – beides trifft auf die jüngste Veröffentlichung von Robin Miriam Carlsson zu, die in den letzten Jahren genau das getan hat, was Popstars in ihren Dreißigern eigentlich strengstens untersagt ist: Sie hat sich eine fast schon unverschämt lange Kreativpause gegönnt. Nach der „Body Talk“-Trilogie im Jahr 2010 tauchte die Schwedin, die ihren ersten Nummer-eins-Hit mit 16 hatte, ab. Anderen Künstlerinnen hätte dieser Rückzug aus der Öffentlichkeit sicherlich geschadet. Nicht so Robyn, die schon früh mit ihrem burschikosen Auftreten samt „lesbischem Haarschnitt“ (Eigenbeschreibung) ohnehin nie so ganz dem Bild der archetypischen Popsängerin entsprach.

Schon in der Vergangenheit eckte die gebürtige Stockholmerin häufiger an. Ihr zweites Album „My Truth“ erschien nie in den USA, weil sich darauf zwei Songs über das Thema Abtreibung befanden. Dabei ist die heute 39-Jährige eigentlich immer dann am stärksten, wenn sie ihre verletzliche Seite zeigt. So wie in ihren Hits „Dancing On My Own“ oder aktuell mit der melancholischen Comeback-Single „Missing U“, die in bester Dance-Pop-Manier Robyns Stärken als einsame Dancing Queen ausspielt: „There’s this empty space you left behind / Now you’re not here with me“, heißt es dort. Was unter der elektrisierenden Oberfläche wie eine Hommage an ihre Fans klingt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung aber als lupenreiner Krisensong. Gewidmet ist das Stück nämlich Robyns langjährigem Produzenten und Mentor Christian Falk, der 2015 an den Folgen einer Krebserkrankung starb. Teile diesen Artikel