Von Misheel Enkh-Amgalan

Uns erwartet was richtig Krasses aus Skandinavien! „Bitte nicht noch mehr Kälte“, denken viele bestimmt, aber wir können beruhigt sein, es ist was Brandheißes: Lil Halima heißt das neue norwegisch-kenianische Popsternchen im Norden und bald auch in ganz Europa. Lilian ist jung, gerade mal 20, aber künstlerisch versiert, als hätte sie mehrere Leben gelebt. Das Multitalent kann nicht nur singen, Songs schreiben, Piano und Violine spielen, sie produziert auch noch und malt Porträts von Musiker*innen und Künstler*innen wie ein Pro. Vor Kurzem postete sie auf Instagram, dass sie viel Bashing von Fremden und Fans bekommen habe, die meinten, sie sei zu dick. Lil Halimas Antwort darauf: ein köstliches Video, in dem sie in ihrem Badezimmer zu „Finesse“ von Bruno Mars tanzt. „She out here drippin‘ in finesse!“ Krass talentiert, body-positive, authentisch und wunderschön, so jemanden müssen wir doch kennenlernen. Wir unterhalten uns mit ihr über ihren kürzlich erschienenen Song „Hold Me“ und die neue EP, die am 22. Februar erscheint.

Berlin ist ja schon unglaublich deprimierend im Winter. Ich kann mir daher kaum vorstellen, wie Winter in Norwegen sein muss. Erinnerst du dich noch an den Tag, an dem du „Hold Me“ geschrieben hast, und was dich in dem Moment inspiriert hat?
Ja, das war zu einer Zeit, wo ich mich auf jemanden verlassen wollte, der mich hält. Beziehungsweise wo ich das Gefühl hatte, jemanden zu brauchen, der mich hält, weil es kalt und dunkel war. Ich habe aber einfach nur festgestellt, dass ich mich manchmal auch selbst halten muss, und deswegen ist „Hold Me“ eine Art Reflexion darüber, wie ich dachte, jemanden zu brauchen, aber so nicht denken oder fühlen sollte.

An einer Stelle singst du „I just need a hand to hold onto although in this case, it should’ve been my own„, aber bekanntlich kann ja kein Mensch alleine überleben. Wer ist derzeit bei dir? Und hast du das Gefühl, eine starke Community zu haben, die dich auffängt, insbesondere bei einem so harten Business wie der Musikindustrie?
Zum jetzigen Zeitpunkt teilt sich mein Leben: Also ich habe einmal dieses Leben, wo ich rausgehe, viel arbeite und reise, und dann komme ich zurück in meine Heimatstadt im Norden Norwegens, wo auch meine Familie ist,  und dort arbeite ich als Kindergärtnerin. Ich glaube, Kinder bringen einen immer auf den Boden zurück, und sie machen die ganze Zeit das, was ich auch gerne den ganzen Tag machen würde: Singen, Tanzen und Malen. Ich denke, dass meine Familie und die Arbeit etwas sind, wohin ich immer wieder zurückkommen kann.

Ich bin mir sicher, dass ich nicht die erste Person bin, die, als sie dich und deine Musik das erste Mal kennenlernte, sofort an Jorja Smith denken müsste. So steht es ja auch in einigen Artikeln über dich. Findest du diesen Vergleich manchmal nervig?   Nervig finde ich es nicht, ich verstehe nur nicht ganz, woher das kommt. Einfach nur weil wir zwei Schwarze Frauen sind, die ab und zu Braids tragen? Weil meine Musik ist nicht unbedingt der von Jorja Smith ähnlich. Ich denke, es gibt viele Musiker*innen und Richtungen, die dem ähnlicher wären, aber im Grunde würde ich sagen, mache ich mein eigenes Ding.


©Sara Saeidi

Wer hat dich musikalisch am meisten  inspiriert?
Es gibt einfach so viele Künstler*innen, die mich inspiriert haben, das könnte ich gar nicht so klar zuordnen. Manchmal sind es auch einfach so Dinge, die passieren, die mich inspirieren. Ich erinnere mich z. B. an einen Tag, als ich in Berlin war. Ich bin dort über eine Brücke gelaufen und da waren viele Paare, die ihre Schlüssel von ihren Liebesschlössern ins Wasser warfen, und die Paare dachten sich bestimmt „oh, voll süß und voll romantisch“, aber ich musste an all diese Schlüssel als gebrochene Versprechen im Fluss denken. Als ich dann zu Hause ankam, schrieb ich diesen Moment ins Notizbuch als „All the broken keys in the rivers of Berlin“, und als ich zurück in meiner Heimatstadt war, verfasste ich darüber einen Song.

Diesen Song gibt es wahrscheinlich noch nicht auf Spotify zu hören. Wann können wir denn neue Musik von dir erwarten?  Am 22. Februar kommt meine EP „For The Dark Days“ raus. In Norwegen haben wir Winter, wo es dann 24 Stunden lang dunkel ist, und auf der EP veröffentliche ich die Songs, die während dieser Zeit entstanden sind. Dann im Sommer folgt die EP „For The Bright Days“, weil wir im Norden Norwegens Sommer haben, wo die Sonne den ganzen Tag lang nicht untergeht.

Eine letzte Frage noch aus persönlichem Interesse. Als Malerin und Künstlerin machst du ja bestimmt auch die eigenen Artworks für die Cover. Wer ist denn die andere Person neben dir auf dem Cover von „Hold Me“?  Ja, an den Covern arbeite ich auch selbst. Das Bild hat ein Freund von mir geschossen, und die andere Person auf dem Bild ist auch eine Freundin von mir. Ich wollte auf dem Cover zu „Hold Me“ eine Freundin von mir neben mir haben, weil ich zeigen wollte, dass nicht nur romantische Beziehungen damit gemeint sind.