Interview: Anna Mayrhauser
Foto: Mirjam Klessmann

Was trägst du heute?
Ein weißes T-Shirt, das ich mal als Promogeschenk bekommen habe, eine schwarze Jeans, einen weißen Blazer mit geradem Schnitt und meine roten Timberlands.

Wie würdest du deinen Style beschreiben?
Ich mache mir darüber nicht so viele Gedanken. Wie ich mich kleide, passiert eher organisch. Dadurch, dass ich Muslima bin, kleide ich mich bedeckter, als es der Standard in Deutschland ist. Ich kombiniere gerne feminine Stücke mit robusteren Teilen.

©Mirjam Klessmann

Gibt es ein Teil, das du besonders gerne trägst?
Ich trage natürlich immer mein Kopftuch. Wie ich es wickle, hat sich über die Jahre verändert und ist quasi mit mir gewachsen. Mein Kopftuch gibt mir Sicherheit. Die Wickelform, die ich nutze, ist nicht so gängig. Das ist etwas Besonderes für mich. Damit sage ich: „Das bin ich.“ Ich habe lange herumprobiert und schließlich herausgefunden, was sich für mich am besten anfühlt. Es gab aber keine Person, von der ich das gelernt habe.

Hast du Fashion-Vorbilder?
Nein, gar nicht! Es ist total schwierig, einen Style zu finden, mit dem ich mich identifizieren kann. Klassisch feminine Styles sind meistens nicht bescheiden genug für mich. Mit „bescheiden“ meine ich „modest“ im religiösen Sinn. Also etwas, das bis zu den Ellbogen bedeckt und womit kein Dekolleté zu sehen ist. Für solche Mode gibt es keinen Markt: feminin, bedeckt und manchmal etwas robuster. Die Alternativen dazu sind total bedeckte Styles, etwa ein langes und weites Kleid. Das bin aber auch nicht ich.

Wo findest du deine Klamotten?
Meistens durch Zufall. Es gibt nicht den einen Laden oder den Flohmarkt, wo ich immer hingehe. Momentan kaufe ich generell sehr wenig, die meisten meiner Kleidungsstücke sind schon vier, fünf Jahre alt. Nachhaltigkeit ist mir in den letzten Jahren wichtiger geworden, aus antikapitalistischen Gründen und natürlich auch für den Umweltschutz.

Dieser Text erschien zuerst in Missy 01/19.