Von Natalie Mayroth

Große braune Augen, Sommersprossen, die sich sanft über ihre Wangen legen, volle Lippen und ein freches Lächeln: Das ist Lil Miquela. Vor zweieinhalb Jahren setzte sie ihren Post auf Instagram ab. Verwegen blickt sie für ein Selfie mit der Internetkünstlerin Molly Soda auf einer Strandpromenade in die Kamera. „Du glaubst, dass sie ein Mensch ist?“, schreibt jemand unter das Foto. „Dieses Mädchen existiert sowieso nicht“, antwortet ein anderer User. „Bist du ein Roboter?“, steht weiter unten. Diese Fragen blieben lange ungeklärt, das Netz rätselte weiter. Seitdem sieht Miquela Sousa immer gleich aus. Selbst der Pony ist der gleiche geblieben, auch wenn sich die Internetpersona Anfang 2016 noch ab und an die Haare geglättet hat und sie auch mal kurz pink waren. Sonst sitzt ihre moderne Adaption des Prinzessin-Leila-Styles stets akurat – mit zwei Haarschnecken links und rechts. Das „cool kid from the block“ macht immer eine gute Figur und befindet sich auch stets in bester Gesellschaft. Wenn sie nicht für Converse, Prada oder Nike modelt, posiert sie neben echten Influencer*innen aus Fleisch und Blut. Doch am liebsten hängt sie mit ihrer „Roboter-Crew“, Bro Blawko (@Blawko22) und dessen blonder Freundin Bermuda (@BermudaisBae), ab.

Was unterscheidet Miquela Sousa von anderen Internetpersönlichkeiten? Sie ist computergeneriert und wirkt trotzdem nahbar, wenn sie Bilder aus ihrem Alltag postet. „Lass uns doch nächste Woche in L.A. abhängen, was

gemeinsam essen oder zu einer Fashion-Show gehen“, möchte man ihr am liebsten schreiben, wenn man durch ihren Feed scrollt. Doch sie hat auch eine Agenda. Als Lil Miquela macht sie Aktivismus auf Instagram fashio- nable, ähnlich wie H&M „Feminist“-T-Shirts in Massen verkauft. Im vergangenen Jahr sammelte sie Geld für Betroffene der Feuerkatastrophe in Kalifornien und sie setzt sich für LGBTIQ-Rechte ein. Ihre Profilbeschreibung zeichnet sie als Unterstützerin von Black Lives Matter aus. Und warum sollten nicht auch Aktivist*innen für Luxusmodemarken ihren Pony hinhalten dürfen?

©@lilmiquela/Instagram/Screenshot

Im April meldete die US-amerikanische Plattform TechCrunch, dass Miquela ihren Schöpfer*innen bereits sechs Millionen Dollar Investitionsgelder aus dem Silicon Valley einb…