Von Christina Mohr

Was ist „Himpathy“? Die US-amerikanische Philosophie-Professorin Kate Manne führt diesen Begriff – den übrigens ihr Ehemann erfand – ein, um die grundsätzlich positive Haltung der Öffentlichkeit gegenüber Männern wie Donald Trump oder Stephen Bannon zu benennen. Auch wenn Politiker oder Prominente unverblümt frauenfeindlich oder rassistisch agieren, müssen sie keine Sanktionen fürchten. Im Gegenteil: Für ihre „klaren Worte“ bekommen sie jede Menge Applaus und werden als Vorbilder gefeiert. Selbst Mördern und Vergewaltigern gegenüber gilt oft genug eine unausgesprochene Unschuldsvermutung. Die angeblich „Geschändete“ wird schon selbst schuld gewesen sein, den Täter provoziert haben etc. Melden sich dagegen Opfer von sexueller Belästigung zu Wort, schlägt ihnen häufig eine Welle der Skepsis und Ablehnung entgegen. Nicht selten auch von Frauen, ganz nebenbei.

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Warum ist das so? In ihrer umfangreichen, detaillierten Analyse „Down Girl“ erklärt Manne die soziale Funktion von Misogynie, die nicht mit Sexismus gleichzusetzen ist. Sexistische Handlungen sind die sicht- und fühlbaren Auswirkungen patriarchaler Strukturen; Misogynie ist die Basis des Systems, sie stellt sicher, dass die Herrschaftsverhältnisse dort bleiben, wo sie sich seit vielen Jahrhunderten befinden: bei Männern. Wobei sich Misogynie nicht nur in aktiver Unterdrückung äußert: Auch stereotype Hervorhebungen angeblich weiblicher Eigenschaften wie Fürsorge für die Familie oder die „besondere Begabung“ für Haushaltstätigkeiten tragen zur Erhaltung einer Gesellschaftsform bei, die Männern nutzt und Frauen degradiert. Dieses System ist von allen Geschlechtern so verinnerlicht, …