„Was in meinem Gedächtnis existiert, die Plätze und die Gemeinschaft, sind nicht mehr da. Die erinnerte Wahrheit und die tatsächliche Wahrheit, wo ist der Unterschied?“ fragt  der Text, den Káryyn an den Anfang ihres Videos zu „Aleppo“ gesetzt hat.

Es folgen bunte Filmausschnitte, die die syrisch-armenisch-amerikanische Produzent*in, Komponist*in und Sänger*in Káryyn aus selbst gedrehten Filmchen wählte, darunter Familienszenen, Straßen, Geschäfte und schattenhafte Gestalten. Bilder aus einem ganz normalem Alltag, den Káryyn, die jeden Sommer mit der Familie in Aleppo verbrachte, dort hatte – bis 2011, seit der Bürgerkrieg Syrien beutelt.

©Derek Hutchison

Die Musik von „Aleppo“ ist ein passend sinistres Gebilde mit aus dem Ruder laufenden Synthiesounds, verschleppten Beats und schmalem Basslauf zu Káryyns träumerischem Gesang. Gleichzeitig tieftraurig, schön und „from outer space,“ wie viele der Songs auf „The Quanta Series“, die Káryyn paarweise auf ihrem Label Antevasin veröffentlichte und die nun beim angesagten Label Mute gesammelt erscheinen.

Tatsächlich hatte Káryyn 2011, nach dem Tod von Verwandten, eine Lebenskrise. Sie wollte die Musik ad acta legen  – und begann, mit Technik zu tüfteln. Sie komponierte per Computer, improvisierte, verfremdete. Die Sammlung der Songs zeigt nun die schrittweise Heilung der Soundtüftlerin, die ihren Namen verschweigt, auf. Be…