Von Caren Miesenberger

Angel-Ho hetzt ans Telefon in ihrer Wohnung in Kapstadt: „Es tut mir total leid.“ Den ersten Interviewtermin hatte sie bereits verpasst. „Das ist einfach untergegangen“, erklärt sie weiter mit ruhiger, charmanter Stimme. Besonders auskunftsfreudig ist die gebürtige Südafrikanerin darüber hinaus nicht. Ungewöhnlich für eine Undergroundkünstlerin, deren internationaler Durchbruch mit dem Release ihres Debütalbums noch bevorsteht.

Auf dem globalen Musikradar ist Angelo Antonio Valerio, wie Angel-Ho mit bürgerlichem Namen heißt, aber schon länger aufgetaucht. 2015 gründete sie das Kollektiv NON, ausgesprochen wie „Nein“ auf Französisch. Mit den Künstler*innen Nkisi in Großbritannien und Chino Amobi in den USA tat sie sich zusammen, um Sound als Medium zu nutzen, über das die Gewalt auf nicht- weiße Körper artikuliert werden kann. Auch ein sehr lesenswertes und exzellent designtes Onlinemagazin zu Dekolonialisierung und Pop veröffentlichte sie mit dem Kollektiv.

Heute aber will Angel-Ho kaum über NON sprechen, das maßgeblich dazu beitrug, sie auf

die internationale Bühne zu bringen. „Dinge sterben und verändern sich. Das Projekt ist zu Ende. Meine Prioritäten liegen nun woanders“, erklärt sie. Dementsprechend kommt ihr Debütalbum auch nicht auf dem zum Kollektiv gehörenden gleichnamigen Label heraus. „Death Becomes Her“ erscheint bei Hyperdub, dem britischen Label für elektronische Musik, auf dem bspw. auch die in Kuwait aufgewachsene Technoproduzentin Fatima Al Qadiri veröffentlicht. Auf den 14 scheppernden Tracks ihres Debüts rappt und singt Angel-Ho über Liebe, Ba- lenciaga, Sex, Glamour, Britney Spears und ihre persönlichen Kämpfe. Features kommen aus Südafrika und den USA, z. B. von K Rizz, Queezy und K-$. Ihre Musik erinnert an Zebra Katz, Mykki Blanco oder LE1F von Mitte der 2000er-Jahre.

©Jody Brand